Endlich unterwegs mit dem Campervan.

Foto: Angelika Mandler-Saul

Am Tag zwei nach meiner Ankunft in Perth war ich punkt 9 Uhr morgens  bei der Campervermietung nahe des Flughafens zur Stelle: Mit Sack und Pack per Taxi aus dem Hotel angereist, um meinen "Mighty Campervan Hightop" für drei Wochen zu übernehmen. Ich war da, alle Mitarbeiterinnen waren da, viele andere Campervans waren da, nur meiner war nicht da.

Mighty gehört zur Gruppe rund um Britz, Maui und Backpacker – eine Firma, viele Marken - in verschiedenen Preisklassen. Die mehr oder wenigen rüstigen australischen Ehepaare, die allesamt große Luxus-Campervans übernahmen, waren wohl im höheren Preissegment angesiedelt.

Dabei war es gar nicht so einfach gewesen, sich für ein Angebot zu entscheiden. Im Vorfeld daheim habe ich einige Zeit dafür aufgewendet, um ein günstiges Camperangebot zu finden. Durch Empfehlungen von anderen Reisenden stieß ich auf den deutschen Anbieter Bestcamper, und buchte schließlich für meinen dreimonatigen Aufenthalt drei verschiedene Modelle: Den Mighty-Billigcamper für Westaustralien, für das Northern Territory und das Red Center ein Standardmodell von Britz und an der Ostküste einen relativ neuen Van von Jucy.

DVD zur Einschulung

Früher wurde man ja noch persönlich auf das Mietfahrzeug eingeschult. Mir wurde während der Wartezeit eine DVD in Deutsch vorgesetzt, in der die Handhabung des Gefährts, der Gasflasche, Stromversorgung und Innenausstattung genau erklärt wurde. Am meisten Bedenken hatte mir die Handschaltung gemacht: Mit links schalten, rechts sitzen und links fahren. Aber als ich dann endlich aus dem Parkplatz bei strömendem Regen direkt auf den Highway rausrollte, ging alles (fast)  ganz automatisch.

Zuvor galt es aber noch den Führerschein zu kontrollieren. Und einmal mehr habe ich die Bestätigung erhalten, dass der sogenannte "Internationale Führerschein", der ja angeblich im Ausland oft verlangt wird, reiner Humbug ist: Dieser riesige, braune Lappen, den der ÖAMTC nicht gratis und nur für die Gültigkeit von einem Jahr ausstellt, sorgt außerhalb von Österreich bei den Vermietern prinzipiell nur für Überraschung, ja fast Verachtung. Das war in Asien so, und das war auch diesmal so.

Voraussetzung für die Miete war allerdings hier erstmals ein sogenannter Self-Check-In über Internet. Wer den nicht auf die Reihe kriegt und vor Ort Support braucht, muss doch tatsächlich 50 australische Dollar (ca. 35 Euro) berappen. Ich hatte alles schon erledigt und meinen gesamten Mietvertrag schon in Händen, bevor ich das Büro noch betreten hatte.

Nur mein gebuchter Campervan ließ weiterhin auf sich warten. Nach drei Stunden bekam ich endlich mit vielen Entschuldigungen statt des gebuchten Billig-Mighty einen etwas jüngeren, aber doch auch schon abgewohnten (kein Wunder, bei 230.000km auf dem Tacho) Britz Hightop Campervan. Als kleines Trostpflaster gab es auf Nachfrage auch ein GPS gratis dazu.

Vor Abfahrt kontrollierte ich noch das Auto auf sichtbare Schäden und ob die bestellten Zusatzpakete vorhanden waren: Sessel, Tisch, Bettzeug, Geschirr – das alles war ausgeklügelt in den höchst überschaubaren Stauräumen des Campervans verstaut. Denn eines hat so ein Hightop-Camper wahrlich nicht: Platz für Gepäck. Deswegen kann man seine Reisetaschen und Koffer auch bei der Vermietung hinterlegen. Geht natürlich nur, wenn An- und Abreiseort ident sind. Dafür spart man sich dann auch die Einwegmiete, die fast alle Vermieter in Australien reichlich in Rechnung stellen.

Abfahrt

Endlich am australischen Highway! Natürlich habe ich die ersten Male Scheibenwischer und Blinker verwechselt,  was aber in diesem Fall egal war, weil es bei meiner ersten Fahrt ohnehin durchgehend schüttete. Das Schalten ging wahrlich "mit links" und ich ließ Perth recht schnell hinter mir.

Die erste Etappe hatte ich extra kurz geplant – es ging Richtung Norden zu den Pinnacles, meinem ersten Nationalpark in Westaustralien. Gespannt war ich auch auf meinen ersten Campingplatz, aber eigentlich ging es dort genauso zu, wie überall in Europa sonst auch, nur freundlicher. So bekam ich auch gleich eine saftige "reduction" auf den Nächtigungspreis, weil ich allein unterwegs war. Die offensichtlich beeindruckte Dame an der Rezeption wies mir außerdem auch einen der schönsten Dünen-Stellplätze nahe am Meer zu, alle anderen Nächtigungsgäste wurden in hintere Reihen verfrachtet. So kam ich auch gleich in den Genuss, zum ersten Mal mit dem Campervan rückwärts einzuparken.

Als dekadenter Reiseblogger der Neuzeit hatte ich eine "powered site" vorreserviert und konnte, nachdem ich meinen Camper vorbildlich verkabelt hatte, sofort alles testen: Der Kühlschrank lief schnell auf Hochtouren und die elektronischen Geräte wurden auch gleich aufgeladen; schließlich wusste ich nicht, wo ich am nächsten Abend sein würde.

Vorbei sind die alten Campingzeiten, als wir noch jede Nacht selbstverständlich stromlos verbracht hatten: Ob in Dänemark, Frankreich, Italien oder Kroatien....

Eines sollte man wissen, wenn man sich in Australien auf Camper-Reise macht: Kurz nach 18:30 Uhr ist es zappenduster und dann kann man eine "powered site" erst so richtig schätzen. Denn wenn man weder im Reiseführer schmökern, noch den Fotoapparat aufladen kann, geschweige denn irgendetwas im Campervan finden will... dann werden die australischen Nächte allein sehr schnell sehr lang. (Angelika Mandler-Saul, derStandard.at, 18.9.2013)