Mit dem Slogan "Stürmische Zeiten, sichere Hand" wirbt die Perverse Heimatpartei. Wer will, kann sich den Rest dazudenken.

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 Da werden Urängste wahr - zumindest jene der rechten Wählerschaft. Migrantinnen und Migranten rufen unter dem Motto "Eating Europe" zu einer kannibalistischen Prozession auf und drohen: "Wir werden all eure Biohendln und Sauschädln auffressen!" Hinter den Kannibalen, die zur Demonstration aufrufen, steckt die Organisation "Maiz - Autonomes Zentrum von und für Migrantinnen".

Sie ist eine von zahlreichen Initiativen und Gruppen, die im Rahmen des Rebelodrom - Aktionslabor für politische Interventionen von 19. bis 29. September den Vorplatz des Brut in Beschlag nehmen und damit dessen neue Saison eröffnen. Mit Performances, Installationen, aber auch Interventionen, Demonstrationen, Konzerten und Partys soll hier ein Raum geschaffen werden für politische Diskussionen.

Die Frage "Kunst oder Aktivismus?", sagt Initiatorin Gin Müller, stelle sich hier gar nicht erst. "Wir sehen Kunst und Performatives als Mittel von Aktivismus." Müller hat im Brut bereits die Performance Who Shot the Princess? Boxstop Telenovelas und Melodrom - The Making of a Rebellious Telenovela gezeigt. Sie sieht das Rebelodrom nun als letzten Teil dieser Trilogie - wurden in den beiden ersten Teilen performative Praktiken erarbeitet, schreiten die aktivistischen Gruppen nun zur künstlerischen Tat. "Es gibt eben auch eine andere Tradition von Aktivismus, in der Parodie oder die Entwicklung von Charakteren eine wichtige Rolle spielen", ergänzt Marissa Lobo von Maiz. Das zeigt sich bei der Perversen Heimatpartei (PPÖ), die in ihrem Wahlprogramm fordert, "die Not von Flüchtlingen nicht länger für wohlstandschauvinistische, rassistische, sexistische und nationalistische Rülpser" zu missbrauchen.

In trashiger Trachtenkostümierung betreibt die Partei etwa beim Erntedankfest des Bauernbundes engagierten Wahlkampf. Entstammen die Interpreten der liebevoll ausgestalteten Politiker (darunter Doktorin Wolfram Rüssel oder Manfreda Schrittesser-Mösenbeißer) dem Wiener Lesben- und Schwulenhaus Rosa Lila Villa, entsendet der Verein Romano Svato die Roma Armee Fraktion. Die "Mindj Panther" kämpfen hier rappend und breakdancend für Umverteilung.

Im Vorfeld der anstehenden Nationalratswahl geht es vor dem Brut um politische Forderungen, jedoch eher gegenläufig zu konventionellen Wahlprogrammen. Auch der Refugee Protest Wien ist beteiligt. Aktivisten der Gruppe haben Teile eines österreichischen Grenzübergangs abgetragen und bauen diesen vor dem Künstlerhaus wieder auf. Die Flüchtlinge sind folglich im (juristisch nicht ganz wasserdichten, aber immerhin faktischen) Besitz der österreichischen Grenze.

Künstlerische Arbeit, so Marissa Lobo, war schließlich schon immer Teil der Flüchtlingsbewegung. So werde eine ganz andere Form von Öffentlichkeit erreicht. Oder wie die Perverse Heimatpartei sagen würden: "Auf gayt's!" (Andrea Heinz, Spezial, DER STANDARD, 18.9.2013)