Istanbul – Amnesty International arbeitet an der letzten Fassung eines Berichts über die Gezi-Proteste im vergangenen Mai und Juni, und für die konservativ-islamische Regierung von Premier Tayyip Erdogan bedeutet das nichts Gutes.

Alle Länder sollten die Lieferung von Tränengas, gepanzerten Einsatzfahrzeugen und anderer Schuss-Ausrüstung aussetzen, bis die türkische Regierung das Recht auf friedliche Versammlung garantiere, hieß es dieser Tage in einer Presseerklärung der Organisation. In der Nacht zu Montag setzte sich die Serie gewaltsamer Einsätze der türkischen Polizei fort. Nach einem Openair-Konzert im Istanbuler Stadtteil Kadiköy feuerten die Polizisten Beobachtern und Medienberichten zufolge auch mit Gummigeschoßen auf Regierungsgegner.

Selbstkritik im Gezi-Lager

Ein Teil der Gezi-Protestbewegung vom Sommer steht den seit nun einer Woche dauernden nächtlichen Zusammenstößen in Kadiköy durchaus kritisch gegenüber. Die politische Botschaft fehle, so lässt sich aus Kommentaren in den sozialen Medien herauslesen. Steine werfen, Barrikaden bauen, Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei in Seitengassen schadeten der im Sommer erhobenen Forderung nach mehr Demokratie und politischer Mitsprache in der Türkei. Vergangene Woche starb der fünfte Demonstrant bei Antiregierungsprotesten. (mab/DER STANDARD, 17.9.2013)