Wien - "Ich wollt nur kucken, was der am Po stehen hat", meint eine deutsche Touristin und deutet auf den jungen Piraten im lila Ganzkörperanzug. Der soll die Aufmerksamkeit auf den Infostand seiner Parteikollegen ziehen. Bei den Touristen am Schwedenplatz in Wien hat er damit Erfolg: Ein Grüppchen indischer Touristen lässt sich mit dem Mann in Lila fotografieren. Bei potenziellen Wählern funktioniert das nicht so ganz: "Piraten mag ich nicht", sagt eine Frau. Da hilft auch kein enges Ganzkörperkostüm.

Für zusätzliche Aufmerksamkeit soll eine Tafel sorgen. "Keine Zukunft ohne:" steht oben, und wer will, darf seine Anliegen darunter schreiben. Mit bunter Kreide sind Begriffe wie "Netzfreiheit", "Transparenz" und "Bildung" draufgeschrieben. Besonders viel Platz ist nicht mehr. Nicht weil der Andrang so groß wäre, sondern weil die Piraten selbst ihre Wünsche hinschreiben. Immer wieder bleiben Leute davor stehen, doch die lesen dann nicht die Tafel, sondern den Stadtplan und gehen weiter.


Piraten beim Stimmenfang am Schwedenplatz. Foto: Grabner

Beim Flyerverteilen läuft es so, wie man sich eine Aktion vorstellt: Mit den Worten "Kennen Sie schon die Piratenpartei?" werden die Leute angesprochen. Die meisten gehen rasch vorbei. "Weitergehen, weitergehen" , drängt ein Mann und manövriert seine Frau schnell durch die Flyerverteiler. Da hilft auch das freundliche Lächeln nichts mehr. Der nächste Passant nimmt zwar einen Flyer, beschwert sich aber: "Sie geben die Zettel her, woanders gibt's Weinflascherln."

Verteilt wurden die Flyer von den Parteimitgliedern selbst. Sieben junge Piraten führten die Aktion durch, darunter Listenerster Mario Wieser und Listenzweite Juliana Okropiridse. Mit gemütlicher Alltagskleidung und einem Lächeln mischen sie sich unter die Leute. Sie gehen die Wählerwerbung recht locker an, essen, rauchen, plaudern. Aufgeben tun sie nicht. Ein paar Minuten Pause, und die Piraten stürzen sich erneut in den Kampf: "Kennen Sie schon die Piratenpartei? (Katrin Grabner, DER STANDARD, 17.9.2013)