Schwammsuppn mit Sterz gab es natürlich auch

Da entfährt ihm glatt ein bewunderndes "Bist narrisch!", dem Juror. Bei der Zeitkontrolle am Hauptplatz in Bad Radkersburg durchfährt die blaue Vespa mit der Startnummer 28 genau zur Sollzeit den Lichtschranken.

Foto: Guido Gluschitsch

0:00:000 steht auf der Uhr. Sigrid Bödicker, die Pilotin aus Deutschland, kann es kurz selbst nicht glauben, freut sich dann aber umso mehr. Zeit dazu hat sie ja. Die einzelnen Kontrollen sind so rigoros gesteckt, dass kein Grund zur Eile besteht.

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Darum warten die meisten Rallye-Teilnehmer auch nach den Checkpoints zusammen und fahren in Zweier- bis Fünfergruppen von einer Zeitkontrolle zur nächsten. Sie nutzen die verbleibenden Minuten bis zur vorgegebenen Durchfahrt mit Geplänkel und Plaudern. Das Hauptthema ist vor allem die pittoreske Landschaft der Süd-Oststeiermark, die an diesem Wochenende in güldenes Licht der Herbstsonne getaucht ist.

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"Ein paar ehrgeizige Starter haben wir schon", sagt Martin Stift. Er ist Präsident des österreichischen Vespaclubs, der unter Schirmherrschaft des weltweiten Clubs und mit der Unterstützung des lokalen Vespaclubs, den Snakeridern, diesen Rallye-Lauf ausgerichtet hat.

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"Vor allem die Italiener sind recht verbissen und Durchfahrtszeiten, die nur um wenige Hundertstelsekunden abweichen, sind kein Zufall, sondern zeigen das hohe Niveau einzelner Fahrer." Bei den meisten anderen Piloten geht es aber ganz locker zu. Es geht darum, zwei Tage mit der Vespa durch eine schöne Landschaft zu fahren.

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Stressfrei. Gemeinschaftsgeist. Und ein bisserl Kulinarik. Deshalb gibt es zu Mittag Schwammsuppen mit Sterz. "Komisches Risotto", kommentiert es einer der italienische Spitzenfahrer, isst dann aber doch zur Gänze auf.

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Er ist einer der harten Jungs, die verbissen kämpfen. Kein Wunder, zählt dieser Lauf doch zur Europameisterschaft der Vespa-Rallyes. Das erklärt auch, warum das Fahrerfeld aus Deutschen, Ungarn, Italienern und Österreichern besteht.

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"Ich wohn gleich da drüben, am Berg", sagt einer der Fahrer und zeigt in Richtung Straden, "da war es für mich klar, dass ich bei der Rallye mitfahre – wenn sie schon vor der Haustür stattfindet."

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Falschen Ehrgeiz legt er nicht an den Tag, obwohl er für sich selbst einen klaren Vorteil erkennt. "Ich kenne die Gegend hier sehr gut, und das Lesen im Roadbook ist für mich sicher leichter als für jene, die von weiter her kommen."

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Auf jeder der über 30 Vespas hängt ein Roadbook – einmal in einer modifizierten Jausenbox, einmal auf einem Zettelhalter –, eine Stoppuhr und eine Kontrollkarte.

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Die Vespas sind neu, alt, normal oder skurril lackiert. Gut, die ganz normalen Vespi sind rar. Wie auch am Rallye-Stützpunk in Straden, wo eine kleine Ausstellung installiert wurde.

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Über 200 Kilometer geht es am Samstag von Stainz bei Straden nach Bad Radkersburg, über Marktl, wo beim Bulldogwirt Mittagspause ist, weiter nach Gnas und wieder zurück nach Stainz. Am Sonntag ist die Etappe sogar noch kürzer.

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Natürlich könnten Ortskundige dort und da – etwa über die Sterz-Autobahn, wie die B 69 hier heißt – abkürzen, aber nicht einmal unser Stradner, mit der Union-Jack-Vespa denkt daran.

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"Ich bin heute Wegerl gefahren, die nicht einmal ich kenne", sagt er, und ist recht begeistert von der Routenführung. "Aufpassen muss man schon", meint er, "aber im Grunde ist die Rallye sehr leicht zu fahren", und viel mehr eine schöne Tour als ein knochenhartes Rennen.

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"Wir wachsen", sagt Martin Stift, über die inzwischen dritte Austrian Vespa Rallye. "Jedes Jahr haben wir ein paar Starter mehr." Das liegt auch an der Gegend, in der dieses Rennen stattfindet. "Wenn wir hier im Süden fahren, haben es die Italiener nicht so weit – und während es in Wien gerade regnet, scheint hier die Sonne", freut sich Martin Stift.

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Für nächstes Jahr, spielt er mit dem Gedanken, zwei Rennen auszutragen. Eines davon führt dann vielleicht auch über anspruchsvolle Bergstraßen.

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Mitfahren dürfen übrigens nicht nur Vespas, sondern Roller aller Marken. "In Österreich, da ist ein Roller eine Vespa", sagt der Präsident, "da fährt keine Fremdmarke mit. Aber in Italien, da nehmen schon auch andere teil." Dann aber vorwiegend italienische Roller, wie Lambrettas.

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Mit den Fernost-Scootern traut sich anscheinend doch keiner zu einer Vespa-Veranstaltung. Nun ja, die KTM-Fahrer, die sich bei einem Harley-Treffen mit ihrer Orangen recht wohl fühlen, sind auch selten.

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Gewonnen hat diesmal natürlich wieder ein Italiener. Gaetano Traversi aus Milano. Die Automatikwertung hat die Deutsche Sigrid Bödicker für sich entschieden. Die Österreichische Flagge hält dann der Vespaclub Hollabrunn hoch, der die Teamwertung gewonnen hat. (Guido Gluschitsch, derStandard.at, 16.9.2013)

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