Sie sind wunderschön, die atemberaubenden Farben und Muster der Insekten, die Cornelia Hesse-Honegger gezeichnet hat. Erst bei näherem Hinsehen merkt man, dass bei diesen Tieren etwas nicht stimmt. Oft ist die bei Insekten gewohnte Symmetrie nicht vorhanden: Da sind Flügel unregelmäßig, Beinchen stehen quer, Fühler, die gerade sein sollten, haben Knicke und Knoten. Eine Erklärung findet sich im Untertitel des großformatigen Bandes Heteroptera (€ 35,80/310 Seiten. Steidl, Göttingen 2003), nämlich "Das Schöne und das Andere oder Bilder einer mutierenden Welt".

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Die Autorin und Zeichnerin hat ihre Modelle im Einflussbereich von Kernkraftwerken gesammelt. Die Orte haben prominente Namen. Three Mile Island, Tschernobyl natürlich, Sellafield, aber auch jede Menge Atomkraftwerke in der Schweiz. Genetische Schädigungen durch Radioaktivität oder einfach Entwicklungsstörungen? Wenig verwunderlich, dass sich viele Wissenschaftler fanden, die diese Arbeit nicht ernst nahmen, beschwichtigten und abwiegelten. Was bleibt ist der genaue Blick, der mehr vermag als die Fotografie. (i.s./ALBUM/ DER STANDARD, Printausgabe, 2./3.8.2003)

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