Heidelberg - Im Kampf gegen chronische
Infektionskrankheiten könnten so genannte Autovakzine in Zukunft
Antibiotika ersetzen. Bei dem schon seit 100 Jahren bekannten
Verfahren wird der Patient mit einem seinem eigenen Körper
entnommenen Erreger geimpft, wie die Universitätsklinik Heidelberg
berichtet. In Osteuropa werde die Methode offenbar mit Erfolg gegen
chronische Infektionen der Harn- und Atemwege sowie gegen viele
Hautkrankheiten wie Akne oder Furunkulose eingesetzt.
Dabei werden aus einem Infektionsherd die Erreger entnommen,
angezüchtet und schonend abgetötet. Dieser Totimpfstoff wird dann dem
Patienten injiziert. Dadurch wird das Immunsystem gezielt auf den
auslösenden Erreger sensibilisiert. Autovakzinen werden eingesetzt,
wenn eine schwere Infektion nicht mehr beherrschbar ist. Der genaue
Wirkmechanismus ist allerdings noch unbekannt.
Keine Nebenwirkungen
Die Entdeckung der Antibiotika ließ die Autovakzine zur Bekämpfung
von Infektionskrankheiten in Vergessenheit geraten. Lediglich in
Osteuropa hat sich die Behandlungsart erhalten. Ein Vorteil im
Vergleich zu Antibiotika liegt darin, dass in der Regel keine
Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Magen-Darm-Probleme auftreten. Zudem
sind bakterielle Erreger zunehmend gegen Antibiotika resistent. Im
vergangenen Jahr wurden in den USA erstmals zwei Stämme von
Staphylococcus aureus entdeckt, bei denen alle verfügbaren
Antibiotika keine Wirkung mehr entfalteten.
Das Forscherteam, darunter Mediziner der Universitätsklinik
Heidelberg, wollen auch die Wirksamkeit der Madentherapie sowie der
Eigenbluttherapie untersuchen. Bei dem ersten Verfahren setzen Maden
ein Verdauungssekret frei, durch das sie entzündetes und
abgestorbenes Gewebe aus einer Wunde saugen können. Das
Verdauungssekret besteht aus mehr als 1.000 Proteinen und wirkt
keimtötend. Bei der Eigenbluttherapie wird Blut des Patienten in eine
chronisch infizierte Wunde gespritzt. Nährstoffe und immunologische
Wirkstoffe lösen dann offenbar einen heilungsfördernden Reiz aus. (APA/AP)