Ausreißer USA, China, Indien, Deutschland, Großbritannien und Spanien.

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Wien/Washington - Für einige Ökonomen lag der Ursprung der Krise in den globalen Ungleichgewichten. Exemplarisch dafür gilt das Verhältnis zwischen den USA und China: Auf der einen Seite die Amerikaner, die sich Häuser, Autos, Fernseher und überhaupt jeden Schnickschnack kaufen und sich damit heillos verschulden. Auf der anderen Seite China, das nicht nur als Exportweltmeister gilt, sondern sich die größten Devisenreserven der Welt angespart hat. Zu hohe Schulden hier, zu hohe Reserven da: Ob nun Ursache oder nicht, mit diesem Gemisch schlitterte die Weltwirtschaft in die Krise.

USA sparen mehr

Die Kluft bleibt zwar weiterhin groß, aber immerhin hat sie sich seit 2008 deutlich verringert: Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF) im Auftrag der G-20. Die führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) hatten sich 2011 auf ein Alarmsystem verständigt, um künftige Krisen besser vorhersehen zu können. Der IWF wurde damit beauftragt, die G-20-Länder mit großen Ungleichgewichten unter die Lupe zu nehmen. So wurden Alarmwerte für mehrere wirtschaftliche Kennzahlen (etwa Verschuldung, Handel, Sparquote) festgelegt.

Der Währungsfonds konzentriert sich in seiner jüngsten Analyse vor allem auf die Leistungsbilanzen einzelner Staaten. Besonders die USA haben ihr Leistungsbilanzdefizit stark reduziert; 2007 lag es noch bei fünf Prozent der Wirtschaftsleistung, im laufenden Jahr dürften es um die drei Prozent werden. Die Ursache für die Reduktion ist allerdings das schleppende Wachstum und damit nicht sehr erfreulich: Die Amerikaner konsumieren weniger und sparen mehr.

Die umgekehrte Entwicklung gab es in China, wo durch die hohen Investments der Regierung der Inlandskonsum spürbar gestiegen ist. 2007 lag der Überschuss der Volksrepublik in der Leistungsbilanz noch bei 10,1 Prozent des Bruttoinlandproduktes, inzwischen sind es nur noch rund 2,6 Prozent.

Spaniern fehlt Geld für Konsum

Insgesamt hat der IWF diesmal zwölf Länder mit hohen Ungleichgewichten ausgemacht. Neben den USA und China gehören Deutschland (wenig Konsum, hohe Exportüberschüsse), Indien (hohes Leistungsbilanzdefizit) und Großbritannien (hohe Staatsverschuldung) in die Problemgruppe.

Seit der letzten Analyse vor zwei Jahren sind zwei neue Fälle hinzugekommen: Einmal die Eurozone, die mit der zunehmenden Staatsverschuldung ihrer Mitgliedsländer und großen internen Ungleichgewichten kämpft. Als neuen Problemfall sieht der Währungsfonds zudem Spanien an. Das Land hat sein Leistungsbilanzdefizit zwar stark verringert, gelungen ist dies aber vor allem durch einen sparkursbedingten Konsumeinbruch. (szi, DER STANDARD, 16.9.2013)