Tag drei der Modewoche in Wien und irgendwas ist anders. Das Wetter hat umgeschlagen, der Regen prasselt auf das weiße Zeltdach und drinnen ist Behaglichkeit eingekehrt. Zumindest für eine Präsentation wurden die langen Beine und die High Heels in der ersten Reihe eingepackt, das Publikum stattdessen bunt durchmischt, vielleicht sogar einen Tick älter.

Dabei hat Shakkei, das 2009 gegründete Label von Gabriel Baradee, vielen anderen auf der Modewoche im Museumsquartier eines voraus. Es präsentiert immerhin ganz im Takt mit dem internationalen Schauenplan. Während hier das Gros dem Endverbraucher Kuschelware für den Herbst zeigt, veranstaltet Shakkei wie die anderen in New York und in London einen Ausflug in den kommenden Sommer.

Foto: thomas lerch

Die Herbstkollektion, die hat der Designer schon im Januar in Berlin auf dem "Lavera Showfloor", einer Plattform für grüne Mode, gezeigt. Das Label Shakkei mag vielleicht brav und ein bisschen unauffällig daher kommen, es praktiziert dafür "nachhaltige, grüne Mode" für Männer wie für Frauen ziemlich konsequent.

Baradee bezieht seine Ware, Stoffe und Materialien aus biologischer, beziehungsweise nachhaltiger Produktion, zu 95% aus Österreich, den restlichen Teil aus Deutschland. Vielleicht ist für die Zurückhaltung seiner Entwürfe ja auch die Japan-Affinität des Designers verantwortlich: Bevor Baradee in die Mode ging, hat er Japanologie studiert.

Das Rad neu erfinden will er mit seiner Kollektion sicher nicht, die Reaktionen der Zuschauer zeigen aber: Auch knielange Kleider verdienen Applaus. Heute bedarf es nicht knapper Outfits oder dramatischer Bodenschleppen, um dem Publikum zu gefallen. Baradee steckt den weiblichen Models in ihren hellen und fliederfarbenen Sommerkleidern lieber eine Calla ins Haar.

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Ihnen folgt ein ganzer Reigen an Hütchenmännern in Anzügen und braven Buben in Strickwesten über den Laufsteg. Während beim Label Tiberius mit großer Geste übergestülpte Napoleon-Hüte den Outfits die Show gestohlen haben, kann das Baradee mit seinen kleinen Strohhüten nicht passieren. Shakkei besticht eben mit ein wenig altmodischer Unaufgeregtheit. Das ist zur Abwechslung aber auch mal schön anzusehen. (Anne Feldkamp, derStandard.at, 14.09.2013)

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