Wenn man in Österreich über die Dörfer fährt, findet man in fast jedem Ort ein Kriegerdenkmal. Meist Erster und Zweiter Weltkrieg zusammen. Was dabei tief nachdenklich macht, ist die Zahl der Gefallenen auch in ganz kleinen Ortschaften: Da stehen oft zwei Dutzend Namen allein beim Ersten Weltkrieg. In dem Dorf hat wohl jede Familie einen (jungen) Mann verloren. In den vier Jahren des Weltkriegs I schickte die k. u. k. Armee rund acht Millionen ins Feld, davon starben 1,5 Millionen. Die Aufarbeitung dieser "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts", die anlässlich der hundersten Wiederkehr des Kriegsbeginns nächstes Jahr schon jetzt beginnt, wird noch viel Gelegenheit bieten, darüber zu reflektieren.

Eine Frage kann man sich schon heute stellen: warum heute in Österreich immer noch Straßen nach einem der Hauptakteure des Unglücks benannt sind, dem Feldmarschall Franz Conrad von Hötzendorf. Kaiser Franz Joseph, nach dem auch zahllose Institutionen und Denkmäler benannt sind, war zwar auch entscheidend am Entschluss zum Krieg beteiligt.

Aber Hötzendorf hatte, zum Teil aus rassistischen Motiven, schon lange vorher auf einen Präventivkrieg gegen Serbien (und Italien) gedrängt. Im Krieg selbst verfolgte er bis zu seiner Enthebung durch den neuen Kaiser 1916 eine maßlose Expansionspolitik, die alles nur noch schlimmer machte. Es gibt keinen Grund für Hötzendorf-Ehrung in Österreichs öffentlichem Raum. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 14.9.2013)