Eine Lawine. Eine Welle. Eine Plage. Die Bermudas in Karo-Optik wurden zur heimlichen Uniform.

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Es ist heute glücklicherweise an der Zeit, Abschied zu nehmen: von einem Trend, der diesen Sommer ein bisschen weniger schön gemacht hat. Die Sonne schien, der Schanigarten lockte, der See ruhte. Und dennoch gab es da etwas, das uns in den vergangenen Monaten im Magen lag. Es waren die karierten Shorts. In den letzten Sommern waren sie nur hin und wieder an den zart behaarten Beinen von Mittelklässlern zu sehen. Die jungen Burschen krempelten die Hosenbeine herauf, die etwas älteren trugen sie mit Cargotaschen. Ein bisschen sahen sie aus wie zu lang geratene Boxershorts, und das hatte auch seinen Reiz.

In diesem Sommer kamen sie dann über uns. Eine Lawine. Eine Welle. Eine Plage. Die Bermudas in Karo-Optik wurden zur heimlichen Uniform, sie flatterten genau so um Storchenbeine wie um Knackwurstwaden, sie waren genau so beim Zillertaler Volksmusikantenaufmarsch wie beim Frequency-Festival zu sehen.

Gut, dass der Sommer jetzt vorbei ist

Wirklich hübscher machten sie aber niemanden. Im Gegenteil. Weder elegant noch sportlich, weder förmlich noch leger, weder kurz noch lang, waren die Karo-Bermudas der kleinste gemeinsame Nenner all jener, denen Stil am Allerwertesten vorbeigeht.

Die Punks trugen ihre Tartan-Hosen noch mit Würde. Sie wussten, dass sie damit gegen eine Kleidervorschrift verstießen. Die Stil-Punks dieses Sommer hatten davon wahrscheinlich keinen blassen Schimmer. Gut, dass der Sommer jetzt vorbei ist und die großkarierten Shorts wieder im Kasten verschwinden. Mögen sie dort verrotten! (Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD, 13.9.2013)