Versucht, Zuversicht auszustrahlen und die Wahlhelfer zu hätscheln: Michael Spindelegger.

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Wien - Parteiveranstaltungen sind eine traditionelle Stärke der ÖVP: Am Dienstagabend hat sie wieder einmal die große Wahlshow inszeniert, komplett mit bodenständiger Trachtenkapelle und mit modischen Trommlern, die den Einzug von Parteichef Michael Spindelegger samt Gattin begleiten. Die Trommler sollten den mehr als 2000 Gästen im Wiener Messezentrum die Botschaft einpauken, die für die Volkspartei das Mantra dieses Wahlkampfs ist: Auch aus der zweiten Position heraus könne es gelingen, den Spitzenplatz zu erobern.

Wilfried Haslauer hat es vorgemacht, er hält überraschend locker die Eröffnungsrede, lobt den Spitzenkandidaten und die Funktionäre: "Wenn man Bundesparteiobmann der ÖVP sein will, dann muss man Optimist sein. Ich bin stolz darauf, dass wir die kritischsten Funktionäre haben."

Fokus auf die Funktionäre

Was hat man nicht alles an Kritik von diesen Funktionären am schleppenden Start des Wahlkampfs hören müssen. An den Plakaten. An den unkoordinierten Aussagen verschiedener Spitzenpolitiker. Daher ist die Wahlkampfregie darum bemüht, gerade das Engagement der kleinen und mittleren Funktionäre zu würdigen. Da ist etwa Irene Wernicke, eine Bezirksrätin aus Wien-Landstraße, die sich im Wahlkampf auf der Straße ebenso wie auf Facebook und Twitter für Spindelegger starkmacht - für einige Minuten gehört ihr die Aufmerksamkeit der gesamten Partei.

Und dann der Kandidat, der in den letzten Tagen des Wahlkampfs als "Kanzler für Österreich" plakatiert wird. Spindelegger versucht, Zuversicht auszustrahlen - in der Überzeugung, die richtigen Themen zu haben.

Es sind die altbekannten: Ablehnung von Vermögenssteuern, die Förderung von Eigenverantwortung, das Einfordern von Leistung - auch in der Schule: "Wir müssen die jungen Leute fordern. Also: keine Kuschelpädagogik."

Auf der Bühne wirkt der ÖVP-Chef als habe er die Kanzlerschaft quasi schon in der Tasche, er legt gleich ein Programm für seine ersten 100 Tage im Amt vor. Da soll für jedes Kind ein Steuerabsetzbetrag von 7000 Euro eingeführt werden. Und Arbeitnehmern stellt er in Aussicht, dass sie am Unternehmenserfolg beteiligt werden sollen - wenn auch nur auf freiwilliger Basis.

Das hat er schon vor Jahren gefordert, als er noch Chef der Arbeitnehmerorganisation ÖAAB war. Jetzt muss er auch für die Unternehmer mitdenken, mitreden. Und denen verspricht er "mehr Freiheit und weniger Regeln".

Lange setzt sich Spindelegger mit den politischen Gegnern auseinander und erteilt zunächst dem FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache eine Absage, "wenn er Nächstenliebe plakatiert. Ich will gar nicht geliebt werden von ihm, ich will ihn nicht!"

Dann arbeitet er sich an den Grünen ab, vor allem an jenen in den östlichen Bundesländern: "Ich will nicht ein Österreich haben, das ein Ostblockland mit Reisefreiheit ist."

Und dem Bundeskanzler richtet er aus, dass er am 29. September Namenstag hat: "Da steht Michael im Kalender - und nicht Werner."

Dann muss Spindelegger zum Schluss kommen - denn nach der Politik will sich die ÖVP-Familie das Fußballmatch anschauen. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 11.9.2013)