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Microsoft-CEO hinterlässt seinem noch nicht auserwählten Nachfolger große Aufgaben.

Foto: Markku Ulander / AP

Vor wenigen Tagen hat Microsoft die Übernahme weiter Teile des Mobiltelefonherstellers Nokia verkündet. Ein Schritt, der angesichts der aktuellen Marktrealitäten unausweichlich schien, und doch längst nicht überall auf Zustimmung stößt. So wirft nun etwa ein aktueller Bericht der New York Times die Frage auf, ob mit dem Nokia-Kauf der Weg nicht in die exakt falsche Richtung geht.

Umfang

Immerhin steigt die Komplexität des Windows-Herstellers durch die Übernahme noch weiter. Auf einen Schlag wächst etwa die Zahl der Angestellten um 30 Prozent. Zudem ist Microsoft schon jetzt extrem breit aufgestellt: Die Produktpalette reicht von Windows, Office und Server-Geschäft über die Spielekonsole Xbox bis zu Cloud-Services, einer Suchmaschine und einem großen Web-Portal. Zu all dem kommt nun noch die Herstellung von Mobiltelefonen hinzu.

Widersprüche

Bereiche, die sich jedoch zunehmend gegenseitig im Weg stehen. Ein prominentes Beispiel hierfür ist Office: Aus strategischen Gründen gibt es bislang kein volles Office für Android oder iOS, dies will man dem firmeninternen Windows als Kernvorteil vorbehalten. Ebenso verständlich wie für Office schädlich, hat sich die Hoffnung auf einen Erfolg von Windows im Tablet-Bereich doch bisher nicht erfüllt, wodurch der Office-Abteilung signifikante Einnahmen entgehen.

Aufteilung?

So werden die Stimmen nach einer Aufteilung von Microsoft in mehrere Firmen immer lauter. Eine davon gehört Vivek Wadhwa von der Stanford Law School, der attestiert: "Indem Microsoft den Enterprise-Markt schützen muss, kann es sich nicht frei im Consumer-Bereich bewegen". Als erste Kandidaten für eine Abstoßung würden sich die XBox-Abteilung aber auch die Suchmaschine Bing anbieten.

Wenige Konglomerate

An sich gibt es überhaupt nur wenige Beispiele für erfolgreich geführte Konglomerate dieser Größe. Eines davon ist Samsung, ein anderes IBM. Beide haben dafür aber wichtige strategische Regeln festlegen müssen, so sind etwa bei Samsung die Geschäftsbereiche strikt getrennt. In Folge verkauft der Hardwarehersteller seine Bauteile auch an Apple - den direkten Konkurrenten im Smartphonebereich.

Vorgeschichte

Im Nachhinein könnte sich so einer der größten "Siege" von Microsoft als nachteilig herausstellen: Gab es doch im Jahr 2000 im Rahmen des Kartellverfahrens gegen Microsoft Bestrebungen das Unternehmen aufzusplitten. Diese konnten durch einen Verfahrensfehler des zuständigen Richters gerade noch abgewendet werden.

CEO-Nachfolge

Klar ist jedenfalls: Einen CEO zu finden, der all die Bedürfnisse und unterschiedliche Interessen von Microsoft entwirren kann, wird alles andere als leicht werden. Dies wäre zwar auch schon vergangenes Jahr der Fall gewesen, mit der Übernahme von Nokia hat Steve Ballmer seinem Nachfolger die Aufgabe aber noch ein ganzes Stück weiter erschwert. (red, derStandard.at, 09.09.13)