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Peter Hochegger hat sich neben der schwarzen Telekom-Kasse offenbar noch einen Geldtopf zugelegt. Jedenfalls stellt der Gutachter entsprechende Überlegungen an.

Foto: APA/Fohringer

Wien - Echo-Verlag, ÖAAB, Hubert Gorbach, Kurt Gartlehner, Mathias Reichhold, Fraktion Christlicher Gewerkschafter, die VP-nahe Agentur Mediaselect und viele andere mehr: Die Liste von Politikern und Organisationen, die via Peter Hochegger mit Telekom-Geldern versorgt wurden, ist ebenso lang wie bekannt. Doch möglicherweise war die Telekom nicht die einzige schwarze Kasse.

Wenngleich die involvierten Beträge deutlich geringer ausfallen und Adressaten allfälliger Zuwendungen unklar sind, dürfte der Technologiekonzern Alcatel in der Affäre doch eine erhebliche Rolle spielen. Der bis Ende 2012 von VP-Bundesrat Harald Himmer geleitete Österreich-Ableger hat mit Hocheggers ominöser Sondergesellschaft Valora eng kooperiert.

Die schleierhaften Geschäftsfälle erwecken den Eindruck, dass "auch die Alcatel AG in diese 'Kasse' eingezahlt hat", schreibt der von der Staatsanwaltschaft eingesetzte Gutachter Matthias Kopetzky. Wie gesagt, die Beträge unterscheiden sich von der neun Miillionen Euro großen Telekom-Dimension: 244.800 Euro waren die Alcatel-Aufträge schwer. Unter den sieben Kunden der Agentur kommt Alcatel hinter Telekom und Raiffeisen Centrobank auf Platz drei.

Die Zahlungen von Alcatel fußen laut Hochegger auf zwei Projekten, die Valora für Alcatel auf Ersuchen Himmers 2007 und 2008 durchgeführt habe, um die Telekom bei der Investition in ein neues Glasfasernetz zu unterstützen. Blöd an der Geschichte: Die von Valora angeblich für Alcatel durchgeführten Studien sind "nicht dokumentiert", Unterlagen dazu fehlen. Kopetzky kommt - wie bei mutmaßlichen Scheinrechnungen der Valora an die Telekom - zu dem Schluss, dass die Studien "nachträglich aus schon vorhandenen Informationen und Unterlagen der Hochegger/Com zusammengestellt" worden seien. Den Zahlungen liege "kein realer Geschäftsfall" zugrunde. Vielmehr vermutet Kopetzky, dass die Alcatel-Zahlungen im Zusammenhang mit den Telekom-Geldflüssen stehen. In einer Rechnung an Alcatel schreibt Valora: "Nach Rücksprache mit Rudolf Fischer." Ex-TA-Vize Fischer, der vor seinem Wechsel bei Alcatel beschäftigt war, gilt als Drahtzieher der Telekom-Geldverteilung.

"Korrupte Strukturen"

Dass die Valora-Rechnung an Himmer "persönlich" adressiert war, könnte auf das Übergehen von internen Strukturen bei Alcatel hindeuten, meint der Gutachter. Da sich die Sachverhalte gleichen, könnte es sich beim Themenfeld Alcatel um einen ähnlichen "Geldtopf" handeln wie bei der Telekom. Wenn bei derartigen Projekten die Dokumentation fehle, "gehen wir von korrupten Strukturen aus", heißt es im Gutachten. Die Behauptung Hocheggers, Projekte in der Valora ausschließlich selbst und ohne Dokumentation erbracht zu haben, wird als "schlicht nicht nachvollziehbar" bezeichnet. Vielmehr sei die Valora eigens errichtet worden, um diverse Geldtransfers durchzuführen.

Himmer, gegen den in der Blaulichtfunk-Affäre rund um Alcatel-Zahlungen an Alfons Mensdorff-Pouilly ermittelt wird, weist die Vorwürfe zurück. (gras, DER STANDARD, 9.9.2013)