Wie sehr sich die Mediennutzung innerhalb eines Jahres verändert hat, zeigt der Digital News Report, den das Reuters Institut in Oxford bei einem Treffen ihrer Stipendiaten am Wochenende präsentiert hat. Die Nutzung von Mobiltelefonen, um Nachrichten zu verfolgen, hat binnen eines Jahres um 30 Prozent zugenommen. Auf niedrigerem Niveau gibt es auch ein starkes Wachstum bei der Tablet-Nutzung.

Die Studie, die in neun Ländern – darunter Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien – durchgeführt wurde und für die mehr als 11.000 Menschen befragt wurden, weist traditionellen Medien weiterhin eine starke Rolle zu. „Smartphones sind kein Ersatz für andere Medien", erläuterte Nic Newman, Co-Autor der Studie. 81 Prozent verfolgen dennoch regelmäßig Nachrichten im Fernsehen, 49 Prozent lesen Zeitungen und 43 Prozent nutzten das Radio.

Die Studie zeigt auch auf, dass insbesondere in den europäischen Ländern Suchmaschinen eine große Rolle spielen. In Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien sind dies mehr als 40 Prozent.

Die Bereitschaft, für Inhalte auch im Netz zu zahlen, hat sich laut dieser Studie in den vergangenen zehn Monaten verdoppelt – wenngleich auf niedrigem Niveau. Traditionelle Marken, insbesondere Zeitungen, ziehen online das größte Leserpublikum an – unabhängig von der Altersgruppe. Wobei die Altersgruppe unter 45 Jahren Nachrichten vor allem online bezieht.

"New York Times": 700.000 reine Digitalabos

Einige der Erkenntnisse wurden bei der Konferenz, an der auch sieben Geiringer-Stipendiaten von APA/Reuters teilnahmen, bestätigt: Der Geschäftsführer der New York Times, Mark Thompson, präsentierte die neuesten Zahlen: Im zweiten Quartal sei die Zahl der Nur-Online-Abonennten auf rund 700.000 gestiegen, 1,2 Millionen haben die Zeitung abonniert, wobei drei Viertel davon auch die digitalen Services nutzten. „Wir haben 70.000 Abonennten außerhalb der USA gewonnen, seit wir das Bezahlmodell eingeführt haben", sagte Thompson.

Im Vorjahr verdiente die New York Times erstmals mehr durch Abo-Einnahmen als durch Werbung. Durch Print- und Online-Leser verdiente die Gruppe 954 Millionen Dollar (704 Mio. Euro), mit dem Anzeigenverkauf 898 Millionen Dollar.

Heuer sieht Thompson einen neuen Trend: Video. „Wir haben unsere Abrufe in der ersten Jahreshälfte verdoppelt und die Einnahmen aus Video-Werbung haben um mehr als 200 Prozent zugenommen."

Geld für Hintergrund

Erste Erfahrungen mit ihrer am 6. April eingeführten Bezahlschranke schilderte Le Monde-Chefredakteurin Nathalie Nougayrede. Anders als die New York Times, bei der nur noch eine beschränkte Anzahl von Artikel online kostenlos abrufbar sind, setzt die französische Qualitätszeitung auf das so genannte Freemium-Modell: allgemein zugängliche Nachrichten sind kostenlos, interaktive Grafiken oder Hintergrundgeschichten kosteten. Der Digital-Abopreis liegt bei 15 Euro pro Monat. Die Chefredakteurin betonte, dass es keinen Rückgang bei den Online-Zugriffen gegeben habe, ein Drittel erfolge mit mobilen Geräten – Tendenz steigend.

Dies bestätigte auch John Stackhouse, Chefredakteur der kanadischen Zeitung Globe and Mail: Es gebe 300.000 Print-, 100.000 Digital-Abonennten. Seit der Einführung der Bezahlschranke sei die Verweildauer der Onlinenutzer um das Dreifache gestiegen.

Einig waren sich alle, dass es hochwertigen Journalismus als Basis brauche. „Qualitätsjournalismus ist Mehrwert, das was man nicht überall sonst bekommt. Das hat seinen Preis. Wir müssen mehr Leute überzeugen, dafür zu zahlen." Auch Mark Thompson betonte: „Außergewöhnlicher Journalismus ist der Felsen, auf dem alles aufgebaut ist." (Alexandra Föderl-Schmid, derStandard.at, 8.9.2013)