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Sotschi und Gold, eine Kombination, die sich nicht nur auf Medaillen beschränkt. 

Foto: APA/EPA/Maltsev

Einen Rekord haben die Olympischen Spiele in Sotschi bereits aufgestellt: Sie werden die teuersten Spiele der Geschichte. Verantwortlich sind Geografie, Bürokratie und Korruption.

Grau schäumt die Msymta die Berge des Kaukasus hinunter. Es ist, als begehre der Fluss auf gegen die rücksichtslose Einpressung in ein ihm fremdes Bett, gegen die Zerstörung seiner Ufer und gegen die Tonnen von Beton und Schmutz, die zwischen Krasnaja Poljana und Sotschi in den Fluss geleitet wurden. Die wilden Fischbestände der Msymta seien durch die Bauarbeiten stark degradiert, beklagen Umweltschützer.

Besonders schädlich sei die Auto- und Bahnverbindung zwischen Sotschi-Adler und Krasnaja Poljana, sagt Wladimir Kimajew von der Umweltwache Nordkaukasus. Die Strecke, obwohl nur 50 Kilometer lang, ist ein Megaprojekt: Kilometerlange Tunnel müssen gebohrt und dutzende Brücken errichtet werden.

Noch gigantischer als die zu überwindenden Hindernisse ist allein die Bausumme: Mit 6,5 Milliarden Euro ist die von der russischen Bahn RZD gebaute Strecke das teuerste Projekt der Spiele.

6,5 Milliarden für die Bahn

Bahnchef Wladimir Jakunin ist ein enger Vertrauter Wladimir Putins. Subunternehmer ist zumeist der Baukonzern SK Most, der nicht nur zu 25 Prozent dem Putin-nahen Milliardär Gennadi Timtschenko gehört, sondern seinerseits zugleich die Millenium Bank kontrolliert. Deren Aufsichtsratschef ist Jakunins Vize Oleg Toni. Auch Jakunins Frau hatte bis vor kurzem einen Sitz im Gremium. Bei der RZD sieht man keinen Interessenkonflikt. Lukrative Bauaufträge ergatterte auch Arkadi Rotenberg, Putins ehemaliger Judo-Partner: 5,7 Milliarden Euro – das ist mehr, als die Spiele in Vancouver 2010 insgesamt gekostet haben.

Vielerorts gibt es Bauverzögerungen, so wie im Skikurort "Bergkarussel" der Sberbank. Einst war der Vizechef des Olympiakomitees Achmed Bilalow am Projekt beteiligt. Doch der Funktionär hatte es selbst für russische Verhältnisse zu bunt getrieben: Nachdem seine Firma beim Bau einer Skischanze sich um mehr als zwei Jahre verspätete und den geplanten Etat auf das Siebenfache trieb, verabreichte Putin Bilalow vor laufender Kamera eine Kopfwäsche. Kurz darauf war Bilalow seinen Posten los. Als wegen Korruption gegen ihn ermittelt wurde, setzte er sich nach London ab.

Bilalow ist sicher nicht der Einzige, der sich bereichert hat. Schon jetzt werden die Kosten der Spiele auf knapp 40 Milliarden Euro geschätzt – zumeist staatliche Gelder. Auch staatliche Kredite müssen zum Großteil abgeschrieben werden. Eine Reaktion darauf erfolgte nicht. Stattdessen ging die Polizei gegen den Ökologen Kimajew vor. Weil er angeblich die Spiele torpedieren wollte, durchsuchten Beamte seine Wohnung. Geld fanden sie nicht. (ab/DER STANDARD, 7.9.2013)