Das Team Stronach wird wohl mit einem komfortablen Prozentsatz an Stimmen ins Parlament kommen, auch wenn die Zustimmung mit jedem bizarren Auftritt von Frank im TV bröckelt. Die Bäume der Strache-FPÖ werden nicht in den Himmel wachsen, aber sie wird mit um die 20 Prozent wohl die stärkste Oppositionspartei bleiben.

Die Neos jedoch werden, wenn überhaupt, nur sehr knapp hineinkommen, auch wenn sie jetzt mit Hans Peter Haselsteiner eine zwar polarisierende, aber immerhin erkennbare Symbolfigur bekommen haben.

Das bestätigt wieder einmal die österreichische Grundbefindlichkeit: autoritär und emotional geprägte rechtspopulistische Gruppierungen haben hierzulande ein sicheres Wählerreservoir; liberale, rationalistische Bewegungen tun sich sehr, sehr schwer.

"Das Volk", zumindest ein beträchtlicher Teil, bleibt den Rechtspopulisten treu. Will es vielleicht nichts aus der Erfahrung lernen?

Denn das Erstaunliche daran ist ja, dass der Rechtspopulismus ja schon mehrfach an der (wirklichen) Macht gewesen ist und jede dieser Gelegenheiten genutzt hat, um aufs Deutlichste seine Regierungsunfähigkeit zu beweisen. Inkompetenz und Korruption sind die Merkmale der angeblich "Fleißigen und Anständigen". Die am meisten über das "System" und die "Systemparteien" (Jörg Haider) toben und damit begeisterte Zustimmung auslösen, scheitern mit absoluter Regelmäßigkeit und im Großmaßstab. Die Koalition SPÖ/FPÖ von 1983-86 ging unrühmlich unter. Die Koalition ÖVP/FPÖ produzierte wenig Reformen, aber ein bis dahin unübertroffenes Ausmaß an Korruption.

Und: Der größte und eine Zeitlang erfolgreichste Rechtspopulist von allen, der Bierzelte und Marktplätze mit seiner vernichtenden Kritik am "rot-schwarzen System" zum Kochen bringen konnte; der 1999 auf 27 Prozent kam und der in Kärnten absolut herrschte, richtete mit der Hypo Alpe Adria die größte wirtschaftliche Katastrophe der Zweiten Republik an. Kärnten wäre ohne den Bund pleite, der Bund muss für elf Milliarden Euro geradestehen, und um ein Haar hätte ein Crash der Hypo auch südosteuropäische Banken in den Abgrund gerissen - mitten in der Krise mit möglichen gesamteuropäischen Folgen.

Haider wird heute in Kärnten teilweise noch immer angebetet, die Menschen wählten ungerührt weiter Strache, der ein etwas schlichter gestrickter Haider mit derselben Thematik ist, und sie werden einen Frank Stronach wählen, der autoritäres Gehabe mit absurden Inhalten verbindet.

Man muss sagen, dass an diesem Phänomen das Versagen der Traditionsparteien sehr stark schuld ist. Man muss auch sagen, dass die österreichische Demokratie bisher mit diesem rechtspopulistischen Phänomen immer noch fertiggeworden ist. So recht ermutigend ist die Erfahrung trotzdem nicht - dass doch ein beachtlicher Prozentsatz der Bürger immer und immer wieder auf erkennbar falsche Propheten von rechts hereinfällt, während es seriöse bürgerlich-liberale so schwer haben. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 7./8.9.2013)