Der St. Pöltner Traisenpark wird um- und ausgebaut, die erste Phase betrifft die Gastronomie.

Foto: Wittmann

St. Pölten - Die niederösterreichische Landeshauptstadt hat riesige Flächenreserven, im Rathaus ist man entsprechend stolz darauf. Doch das weckt auch Begehrlichkeiten: Gleich mehrere Entwickler großflächiger Einkaufszentren traten jüngst mit ihren Plänen (u. a. Westbahnallee, Karmeliterhof, Promenaden-Erweiterung) an den Magistrat heran. Die Stadt hat deshalb beim Standortberater Regioplan eine Studie beauftragt, um Auswirkungen auf Stadtentwicklung und Handelsstruktur zu eruieren.

Heraus kam die klare Empfehlung, in erster Linie die Innenstadt zu stärken; an der Peripherie sollten selbst bestehende Handelszentren nur "maßvoll" entwickelt werden. Und auch in der Fußgängerzone müsse auf die Dimensionen geachtet werden: "Je größer ein neues Shoppingcenter im Bereich der Innenstadt wäre, desto größer ist die Gefahr der Abwanderung von bestehenden Handelsbetrieben der Einkaufsstraße." Maximal 10.000 m² Verkaufsfläche halten die Experten für verträglich. Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) will "auf das Urteil der Fachleute hören", sagt er.

NV Center fast voll vermietet

Dass die Innenstadt Potenzial hat, bestätigt Manfred Wohlmetzberger, Geschäftsführer von NV Immobilien. Seit einem Jahr ist sein NV Center in Betrieb. 30 Wohnungen und sechs Büros sind vergeben, lediglich von den 15 Geschäftslokalen sind derzeit wieder vier zu haben. Mit 400 m² Leerstand kann Wohlmetzberger aber gut leben, sagt er - weil die Rendite trotzdem passe: Sie liegt bei rund sechs Prozent, "gerechnet haben wir nur mit fünf". Für die Büros werden rund 10 Euro, für die Geschäftslokale rund 15 Euro pro m² und Monat verlangt.

NV Immobilien hat in den letzten fünf Jahren rund 40 Millionen Euro in St. Pölten investiert (davon zwölf ins NV Center) und besitzt mittlerweile 20.000 m² an der Traisen. Wohlmetzberger sieht eine Aufbruchsstimmung, von der die Konkurrenz seiner Ansicht nach bloß noch nichts mitbekommen habe. Innerhalb der Promenade könne man quasi ungeschaut "alles kaufen, was man kriegen kann". Eine Erweiterung des NV Centers wird überlegt.

Erweitert wird aber auch das größte Einkaufszentrum St. Pöltens - und das liegt nicht in der Innenstadt: Der Umbau des Traisenparks im Norden findet in drei Phasen statt, die erste davon - die Neugestaltung der Gastronomie auf 1700 m² im Obergeschoß - wird bereits am 17. Oktober eröffnet, wie Center-Managerin Anita Bräunlich berichtet. Danach folgt Phase 2, ein Anbau auf einer Parkfläche im westlichen Bereich. Weiters wird das Parkdeck aufgestockt und der Altbestand saniert.

Eishalle verschwindet

In Phase 3 wird schließlich die bestehende Sport- bzw. Eis-Halle, die schon länger nicht mehr in Betrieb ist, umgebaut. Insgesamt werde die vermietbare Fläche dadurch von 17.000 auf 24.500 m² zulegen, sagt Bräunlich. Die Investitionssumme nennt sie nicht; ebenso diplomatisch gibt sie sich, was mögliche weitere Einkaufszentren in der Landeshauptstadt betrifft: "Alles, was in St. Pölten passiert, finden wir für begrüßenswert." Als Platzhirsch sieht man sich ohnehin als erste Anlaufstelle für Retailer, "die hier noch nicht Fuß gefasst haben".

Mit dem Ausbau des Platzhirsches kommt man auch der Regioplan-Studie nicht ins Gehege: Diese lässt nämlich, was den Traisenpark betrifft, viel Spielraum: Ein Aus- und Umbau hätte sogar positive Auswirkungen, heißt es darin, "bei gleichzeitig vergleichsweise geringen negativen Auswirkungen auf bestehende Handelsstrukturen".

Die bestehenden, das sind in erster Linie das Interspar City Super Center nahe des Bahnhofs, die Merkur City Süd an der Mariazellerstraße sowie einige kleinere Fachmarktzentren. Somit weist St. Pölten laut Studie schon jetzt knapp 200.000 m² Verkaufsfläche in Schlüsselbranchen auf.

Wohnen und Gewerbe auf Kopal-Areal

Für die Standort-Consulter ist das schon genug. Und weil das auch die Stadt so sieht, wird es zumindest an zwei prominenten Standorten St. Pöltens, für die derzeit eine Entwicklung geplant wird, keine Einzelhandelsflächen geben: Auf dem Gelände der ehemaligen Kopal-Kaserne im Süden der Stadt sowie der Glanzstoff-Fabrik im Zentrum. Bürgermeister Stadler wünscht sich für beide Areale eine "gute städtebauliche Entwicklung", die für ihn in beiden Fällen auch Wohnungen einschließt. Zumindest im Fall Kopal sieht das auch der Eigentümer, die WSF Privatstiftung (eine Tochter des Möbelkonzerns XXXLutz), so: "Es wird einen Schwerpunkt auf Wohn- und Gewerbebebauung geben. Dazu finden derzeit Abstimmungsgespräche mit Stadt und Land NÖ statt", erklärt Vorstand Christian Mitterhauser. Wie der Masterplan konkret aussehen wird, steht noch nicht fest, ebenso wenig gibt es bereits einen Zeitplan für die Entwicklung.

Wenig Konkretes ist auch über das Glanzstoff-Gelände zu erfahren. Die WKÖ hat dort vor einem Jahr eine Außenstelle ihrer New Design University (NDU) eröffnet - eine Zwischenlösung, weil diese bald ein neues Hauptquartier beim Wifi bekommen wird. Stadler sieht darin aber schon einen Grundstein für einen Bildungscampus gelegt und will nun weitere Bildungseinrichtungen ansiedeln.

Verwerter Max Pasquali lässt lediglich ausrichten, derzeit "an vielen Fronten zu werken", wie er zu DER STANDARD sagt. Man sei in Verhandlungen mit der Stadt, und es gebe auch einen Zeitplan für die Entwicklung, Genaueres dazu will er aber nicht in der Zeitung lesen. (Martin Putschögl, DER STANDARD, 7.9.2013)