Quasi eine Schularbeit mit praktischem Mehrwert: HTL-Schüler testeten eine kleine Flotte von Elektroautos auf deren Tauglichkeit und Alltagswert.

Foto: Rudolf Skarics

Daniel Marik und René Eder präsentierten die Ergebnisse ihrer Projektarbeit zum Thema E-Mobilität: Zu teuer, zu wenig Reichweite.

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Plug-in-Hybride haben wegen der sportlicheren Auslegung und weil sie Näher am konventionellen Auto sind, die Nase vorne, finden die Schüler der HTL Wien 3 heraus.

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Das Thema ist grundsätzlich nicht neu, aber der Zugang. Oft wird darüber geredet, was die "Jungen" wollen, aber seltener schon werden sie danach auch befragt. Also haben sie sich selbst zu Wort gemeldet, und zwar im Zuge einer Projektarbeit an der HTL Wien 3, Rennweg. Im Rahmen der bei­den Fachrichtungen Informationstechnologie und Mechatronik gibt es nämlich einen Schwerpunkt Projektmanagement.

Zwei Übungen also auf einen Schlag, und das auch noch jenseits des Schulalltags: Organisation eines Projekts und Umsetzung des Erkenntnisgewinns zum Thema elektrisch Auto fahren für die Öffentlichkeit.

Präsentation mit Testmöglichkeit

Höhepunkt der Arbeit war die Präsentation der Ergebnisse im Rahmen einer Pressekonferenz im ÖAMTC-Fahrtechnikzentrum Teesdorf, die, um es gleich zu verraten, internationalem Standard entsprach, bis hin zu den Brötchen. Wäre der Autor dieser Zeilen in diesem Alter, also mit knapp 20, auf dem Podium vor lauter Aufregung bewusstlos geworden, agierten die Sprecher des Teams Daniel Marik und René Eder souverän, sogar das Fernsehen war anwesend, auch das "richtige", also der ORF. Die Elektroautos, die getestet worden waren, standen zu weiteren Testrunden bereit.

Und nun zu den Ergebnissen, die einen guten Einblick in das Verständnis nachkommender Generationen vom Elektroauto boten, sachlich aber eher wenig Neues: Zu geringe Reichweite, vor allem bei hohem Tempo und tiefen Temperaturen (der lange Winter mag diesen Eindruck noch verschärft haben). Schon der Preis allein würde jede Ambition, so ein Auto auch zu kaufen, torpedieren.

Otto und Diesel sind laut und nervig

Wichtig als Erkenntnisgewinn war die Tatsache, dass die Elek­troautos allesamt von ihren technischen Eigenschaften her sehr positiv bewertete wurde, der jugendlichen Dynamik entsprechend vor allem deren Sprinteigenschaften. Über ein fehlendes Rührwerk (Getriebeschaltung) oder mangelnden Lärm beklagte sich jedenfalls keiner der Kandidaten. Zitat aus den Eindrücken zum Nissan Leaf: "Jedes Auto mit Verbrennungsmotor rundherum in der Stadt empfindet man als nervig, laut und störend."

Von einem Paradigmenwechsel im Zugang zum Auto kann man deswegen noch nicht sprechen, denn wenn man den Protokollen glauben darf, haben Opel Ampera und sein Stiefzwilling aus USA, der Chevrolet Volt, die größte Begeisterung hervorgerufen, also ein relativ konventionelles eher sportlich angelegtes Auto, das von seiner Konzeption her eigentlich kein Elektroauto, sondern ein Plug-in-Hybrid ist, also ein Auto mit Benzinmotor mit der Möglichkeit, auch an der Steckdose zu laden und längere Strecken (rund 50 km im wahren Leben) rein elektrisch zu fahren. Wobei zu betonen ist: Der überwiegende Teil der Wege wurde doch rein elektrisch zurückgelegt. Mitsubishi i-MiEV/Citroën C-Zero wurden eher cool und höflich abgehandelt, zumal auch hier der Preis von rund 30.000 Euro jede Euphorie erstickte.

Ladezeit ist falsche Verrechnungsbasis

Die Autos waren also alle, abgesehen vom hohen Preis, auf ihre Art okay. Ganz und gar nicht zufrieden war man hingegen mit der Situation der Ladestationen. Hier hatte auch eine der betreuenden Lehrpersonen, Martin Meschik, harsche Kritik bereit. Die Abrechnung erfolge nämlich an vielen Ladestationen nach Ladezeit, das ergebe oft ein Vielfaches der Kosten gegenüber der Haushaltssteckdose. Daraus folgt zumindest die Forderung nach Abrechnung der tatsächlich geladenen Energie in Kilowattstunden.

Auch was die Ladezeiten betrifft, unterscheiden sich die Wünsche der jungen angehenden HTL-Ingenieure nicht vom allgemeinen Begehren: Mehr Schnellladestationen, Möglichkeit der Schnellladung für alle Autos. (Rudolf Skarics, DER STANDARD, 6.9.2013)