Spät, aber doch, ringt sich die Politik zu einem Regelwerk für "Schattenbanken" durch. EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier hat fünf Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise einen Minimalkonsens vorgestellt, auch die G-20-Staatsschefs werden kaum weiterkommen.

Das Problem ist, dass die obersten Regelschreiber ein bewegliches Ziel anvisieren. Tatsächlich fällt der Fingerzeig auf jene "Schattenbanken", die die vergangene Krise verursacht haben, zwar leicht: etwa obskure Zweckgesellschaften zur Finanzierung hochriskanter Immobiliendeals. Aber diese Institutionen, die die Immobilienblase in den USA mit aufgebläht haben, werden kaum der Auslöser der nächsten Krise sein. Die Regulatoren sollten daher nicht tausende Seiten an Gesetzen an sie verschwenden, sondern lieber grundlegende Leitplanken - wie höhere Ausstattung mit Eigenkapital - für das ganze Finanzsystem fordern. Es ist zwar wichtig, dass kleine Regulierungslücken geschlossen werden, aber das kann nur eine Zutat im Aufsichtsmix sein.

Denn systemische Risiken bestehen weiterhin. Daran haben auch die Zentralbanken Mitschuld. Deren Politik ist etwa Gift für die Lebensversicherer, die an der langen Nullzinsphase leiden. Auch die gewaltigen globalen Kapitalflüsse, die aktuell Schwellenländer wie Indien in einen Abwärtsstrudel reißen, entziehen sich der Macht von Finanzregulierern. Mit Rezepten gegen die Krise von gestern können Probleme von morgen garantiert nicht verhindert werden. (Lukas Sustala, DER STANDARD, 5.9.2013)