Wien - Im Jahr 2008, als Österreichs Politiker ihren letzten Nationalratswahlkampf zu bestreiten hatten, waren die sozialen Medien gerade einmal eine Randnotiz wert. Facebook, Twitter und Co haben in Österreich zwar auch heute noch nicht jenen Stellenwert wie etwa in den USA. Doch dass soziale Medien für die politische Kommunikation und für die Meinungsbildung relevant sind, bezweifelt heute niemand mehr.

Wobei die Relevanz der neuen Medien offenbar innerhalb der Parteien recht unterschiedlich eingeschätzt wird. "Manche PR-Abteilungen erkennen, was man damit machen kann und wie man sich verhalten sollte, andere halten es für nicht so wichtig, weil sie es im Großen und Ganzen nicht verstehen", sagt Axel Maireder, Kommunikationswissenschafter an der Universität Wien.

Twitter und Facebook - die gängigsten Sozialmedien in Österreich - erfüllen unterschiedliche Funktionen. Maireder: "Auf Twitter hat sich eine sehr spezifische Teilöffentlichkeit herausgebildet, hier sind vor allem Politiker, Journalisten, Experten und NGOs aktiv." Viele Diskussionen, die auf Twitter geführt werden, würden Eingang in die Medienberichterstattung finden. "Mit Twitter erreicht man die Masse über Umwege", so Maireder.

In direkter Kommunikation mit der Wählerschaft können Politiker vorrangig über Facebook treten. "Facebook erfüllt heute eine wesentliche Funktion in der politischen Meinungsbildung", sagt Maireder, wobei Parteien und Kandidaten vor allem jene erreichen könnten, die ohnehin schon als Sympathisanten gelten. Diese könnten wiederum auf Facebook als "Multiplikatoren" agieren und politische Ideen an ihren Freundeskreis verbreiten.

Aber wie wird erfolgreiche Social-Media-Kommunikation gemessen? Niko Alm, Agenturchef und Kandidat bei den Neos, hat ein Instrument entwickelt, das die Social-Media-Aktivitäten von Parteien und Politikern auswertet. Seinem "Politometer" zufolge ist das Team Stronach derzeit die erfolgreichste Fraktion im Internet, gefolgt von den Neos und den Grünen. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ist der erfolgreichste Politiker im Netz, gefolgt von Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz und Bundespräsident Heinz Fischer.

Neben der Anzahl der "Follower" (auf Twitter) oder Fans (auf Facebook) ist die Aktivität des Accounts entscheidend für die Bewertung. Wichtig ist etwa, wie oft und von wem Einträge weitergeleitet oder geteilt werden. Auch die Anzahl der eigenen Beiträge fließt in die "Politometer"-Messung mit ein. Wobei: Nur eine "gesunde Aktivität" wird als positiv gewertet. Accounts, die ihre Followers und Fans "zuspammen", können es im "Politometer" ebenfalls nicht nach ganz oben schaffen, sagt Alm. (burg, DER STANDARD, 5.9.2013)