Paschen und johlen im Studio irritiert.

Foto: ORF/Milenko Badzic

Liebe Leute vom ORF, könnte man bitte umgehend bei den Wahlkonfrontationen die Applaus-Automaten weglassen? Jeder der diskutierenden Politiker darf offenbar einen Satz bedingungsloser Adoranten mitbringen, die bei jeder Äußerung ihres geliebten Führers wie verrückt paschen und johlen. Anscheinend sind das streng portionierte Kontingente von hundertfünfzigprozentigen Parteimitgliedern und -Sympathisanten, die dort als Studiopublikum sitzen - und immer nur dem/der Eigenen applaudieren. Normale Zuseher gibt es allem Anschein nach nicht.

Wenn die Kamera in ihre Reihen schwenkt, nachdem der Eigene seinen Sager losgelassen hat, sieht man verzückte Gesichter und turboklatschende Hände. Es spricht der "geliebte Führer" Kim Jong-un? Nein, es sind nur Stronach und Strache & Co, und es ist nicht Nordkorea, sondern die demokratische Republik Österreich.

Hat man beim ORF kein normales Studiopublikum, oder manipulieren da die Parteizentralen irgendwie das Auswahlverfahren? Man wähnt sich in einer amerikanischen Sitcom, wo auch nach jedem Sager Konservengelächter eingespeist wird. Oder in einem Horrorfilm, wo die Erde von fremdgesteuerten Zustimmungszombies übernommen wurde.

Solche Diskussionen sind keine, sondern Schaukämpfe. Da braucht man nicht auch noch Partei-Claqueure. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 5.9.2013)