Chicago - Als Frederik Pohl 1998 in die Science Fiction and Fantasy Hall of Fame aufgenommen wurde, hatte er bereits ganze Zeitalter der SF als Autor, Herausgeber und nicht zuletzt Fan mitgeprägt: Von den Pulp-Magazinen der 30er und 40er Jahre und dem "Goldenen Zeitalter der Science Fiction" bis zur Gegenwart. Am Montag starb Pohl im Alter von 93 Jahren in seinem Wohnort Palatine, einer Vorstadt von Chicago.
Autor ...
1919 in Brooklyn geboren, veröffentlichte Pohl 1937 seinen ersten Beitrag - ein Gedicht - für das Pulp-Magazin "Amazing Stories". Weitere Erzählungen erschienen in den folgenden Jahren - es war der Beginn einer Karriere, die insgesamt ein Dreivierteljahrhundert dauern sollte. Ab den 50er Jahren veröffentlichte Pohl auch Romane. Zu den bekanntesten zählen "The Space Merchants" (auf Deutsch unter anderem unter dem Titel "Eine Handvoll Venus" veröffentlicht), "Man Plus" ("Der Plus-Mensch"), vor allem aber der vielfach preisgekrönte Gateway-Zyklus, in dem Menschen mit den Raumschiffen eines verschollenen außerirdischen Volks in den Kosmos aufbrechen.
Pohls letzter Roman "All the Lives He Led" erschien 2011. Drei Jahre zuvor hatte er noch den Roman "Das letzte Theorem" seines 2008 verstorbenen Zeitgenossen Arthur C. Clarke vervollständigt. Im Lauf seiner langen Karriere arbeitete Pohl mit verschiedenen Größen des Genres zusammen, unter anderem mit Cyril M. Kornbluth und Lester del Rey.
... und umtriebige Kraft im Genre
Die Autorenschaft war aber nur eine Seite von Pohls Schaffen. Von den späten 50ern bis 1969 war er Herausgeber der Magazine "Galaxy" und "if", zudem arbeitete er als Agent für andere Autoren. Seinem Engagement ist es auch zu verdanken, dass zwei herausragende SF-Werke der 70er Jahre einen Verlag fanden: Joanna Russ' feministischer Meilenstein "The Female Man" (deutsch: "Planet der Frauen" oder "Eine Weile entfernt") und Samuel R. Delanys "Dhalgren", einer der stilistischen Höhepunkte der Science-Fiction-Geschichte.
Dass Pohl scheinbar mühelos durch die Epochen des Genres wanderte und es immer wieder verstand, sich in neuen Zeiten zurechtzufinden, zeigt nicht zuletzt ein Umstand: Den zahlreichen Hugos, Nebulas und anderen Preisen, mit denen Frederik Pohl im Lauf seines Lebens ausgezeichnet wurde, fügte der Mann, der im Zeitalter der mechanischen Schreibmaschine begonnen hatte, im zarten Alter von 90 Jahren einen weiteren Hugo Award hinzu - für seine Tätigkeit als Blogger. (jdo, derStandard.at, 4. 9. 2013)