Wien - Die Grünen weisen neuerlich erhobene Vorwürfe zurück, wonach die Partei im Jahr 1993 aus libyschen Quellen finanzielle Unterstützung in Höhe von vier Millionen Euro erhalten habe. Dies sei eine Schmutzkübelkampagne der ÖVP, so die Grünen in einer Aussendung. Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner kritisierte am Mittwoch in einem "offenen Brief" auch jene Tagezeitungen, die - mit Bezug auf anonym zugespieltes Informationsmaterial - von den Vorwürfen berichteten. Laut Wallner sei dieses Material aus der ÖVP-Parteizentrale gekommen. Deren Generalsekretär Hannes Rauch wies dies strikt zurück und sprach von "Grüner Nervosität".

Einzelne Medien berichten, dass ihnen eine Kopie eines Erlagscheins zugespielt wurde, in dem das "Volksbüro der sozialistischen Libysch-Arabischen Republik" als Empfänger einer Gutschrift genannt wird. Die Summe: Vier Millionen Schilling, das Überweisungsdatum ist der 9. Juni 1993. Auf dem Papier ist handschriftlich "cashed to Aust. Greens" vermerkt. Darunter ist laut Medienberichten ein verblichener, unleserlicher Stempel zu sehen, der angeblich das Siegel der libyschen Konsularabteilung in Wien trägt.

Wallner: Kam aus ÖVP-Zentrale

Die Grünen weisen alle erhobenen Vorwürfe zurück. Peter Pilz, damals Bundessprecher der Grünen, sagte gegenüber der "Presse", dass er nie Geld des libyschen Diktators erhalten habe. Wallner berichtet in seinem offenen Brief, bereits am 2. September einen Anruf von ÖVP-Generalsekretär Johannes Rauch erhalten zu haben - "der mir gegenüber offen ankündigte, dass am nächsten Tag Papiere auftauchen würden, die belegen würden, dass auch Grüne kassiert hätten. Wie wir auch aus einzelnen Zeitungsredaktionen wissen, kam das heute als 'von anonymer Quelle' bezeichnete Papier aus der ÖVP-Parteizentrale." Wallner sieht "mit diesem Vorgehen der ÖVP" einen "neuen Tiefpunkt in diesem Wahlkampf" erreicht.

Rauch: "Irgendwas muss dran sein"

ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch wies den Vorwurf, die Informationen seien aus der Volkspartei gekommen, zurück. Die Verteidigungslinie der Grünen seien abstruse Verschwörungstheorien, erklärte er in einer Aussendung. "Grüne Nervosität paart sich mit Wehleidigkeit. Irgendetwas Wahres muss also an den vier Millionen an den Peter Pilz dran sein", so Rauch. 

Grüne wollen Strache klagen

Gegen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der im ORF-"Duell" gegen Parteichefin Eva Glawischnig die Vorwürfe erstmals aufs Tapet gebracht hatte, werden die Grünen Klage einreichen, kündigte Wallner unterdessen an. Die Freiheitlichen beeindruckte das wenig, Generalsekretär Harald Vilimsky wollte am Mittwoch vielmehr von Pilz und Glawischnig wissen, "wie viele Millionen insgesamt vom Gaddafi-Regime in Richtung österreichischer Grün-Bewegung" gegangen seien. (APA, 4.9.2013)