Der Herr über die Zeit: Jean-Marc Jacot

Foto: www.parmigiani.ch

STANDARD: Sie haben einmal gesagt: "All unsere Kunden kaufen etwas, das sie gar nicht wirklich brauchen." Ist das so?

Jean-Marc Jacot: Heutzutage ist es absolut nicht mehr notwendig, eine Uhr zu tragen, schließlich wird die Uhrzeit überall angezeigt. Wir haben doch alle einen Computer oder ein Smartphone ... Die Uhr hat sicher ihre ursprüngliche Funktion als einziges Instrument, das die Zeit anzeigt, verloren. Aber ihr sozialer Aspekt ist erhalten geblieben. Auch wenn eine Uhr nicht mehr lebensnotwendig ist, reflektiert sie doch die Persönlichkeit ihres Trägers. Daran hängt auch eine Ahnung von Freude. All das zusammen macht Luxus aus.

STANDARD: Die Uhrenbranche steckt massiv Geld in die Werbung. Wie halten Sie's damit bei Parmigiani Fleurier?

Jean-Marc Jacot: Nachdem wir jetzt über ein Jahrzehnt einen bedeutenden Anteil unseres Kapitals in den Aufbau der Manufaktur und des Know-hows gesteckt haben, werden wir nun mehr Energie in die Distribution, aber auch in Kommunikation stecken. Es geht darum, dass wir weltweit als Marke sichtbar werden. Das heißt, wir bauen jetzt ein Distributionsnetzwerk auf, dazu eröffnen wir auch verschiedene Parmigiani-Ateliers auf der ganzen Welt, die im Besitz der Marke sind.

STANDARD: Wie sehr ist Parmigiani Fleurier von der zunehmenden Konzentration am Uhrenmarkt betroffen?

Jean-Marc Jacot: Wir sehen diese Konzentration als eine Chance, unser eigenes Distributionsnetzwerk aufzubauen. Immer mehr Einzelhändler sind von dieser Konzentration betroffen und wünschen sich unabhängige Marken in ihrem Angebot. (Markus Böhm, Rondo, DER STANDARD, 6.9.2013)