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David Alaba ist Stress aus München gewöhnt. Insofern ist das ÖFB-Team fast eine Oase der Ruhe. Bei den Bayern hat er seine Träume längst erfüllt. Zur WM nach Brasilien kann ihn der Verein natürlich nicht bringen, da kommt es auf die Unterstützung anderer Kollegen an. "Es ist möglich."

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Wien - David Alaba neigt dazu, den Fußball, das Leben nicht zu verkomplizieren. "Darüber mache ich mir keine Gedanken", antwortet der 21-jährige Wiener auf jede dritte Frage, und er klingt wunderbar glaubwürdig. Am Freitag spielt er in seinem Heimstadion, der Münchner Allianz-Arena, mit Österreich in der WM-Qualifikation gegen Deutschland. "Ein schönes Stadion, ein schönes Gefühl, dort zu spielen. Nicht nur für mich, für alle." Die Kabinen wird er sicher nicht verwechseln, die Deutschen hausen im Bayern-Heiligtum. Die Österreicher bekommen den Gästetrakt zugeteilt, der auch alle Stückerln spielt, Duschen mit Warmwasser inklusive. "Da gehe ich halt nach rechts statt nach links, das ist einfach."

Worüber sich der grandiose Fußballer Alaba keine Gedanken macht, ist die Tatsache, dass er vorbelastet ist und bei Erhalt einer Gelben Karte am 10. September in Wien gegen Irland gesperrt wäre. "Das ist nicht in meinem Kopf, ich versuche, frei zu spielen." Wie man gegen Deutschland bestehen kann, und ob es ein Detail gibt, das die Österreicher möglicherweise besser beherrschen, ist für Alaba "schwer zu erklären. Gegen Deutschland ist es nicht einfach. Jeder muss alles rausholen. Wir haben schon bewiesen, dass wir uns nicht verstecken müssen."

Keine Gedanken

Andere mögen unter Druck stehen und darunter leiden, Alaba hat sich daran gewöhnt, und es schmerzt ihn nicht. Bei den Bayern ist Stress Teil des Konzepts. "Im Nationalteam ist es ein wenig anders. Aber so groß ist der Unterschied nicht, da mach ich mir keine Gedanken." Österreich hat zuletzt vor 82 Jahren in Deutschland gewonnen. Ob es an ihm, Alaba, liegt, diesen Zustand zu ändern? "Nein, wir können nur als Mannschaft Geschichte schreiben."

Alaba hatte zur Unterstützung seinen Haberer Marko Arnautovic zur Pressekonferenz mitgebracht. Der erzählte launig über seinen Wechsel zu Stoke City. Verständigungsschwierigkeiten schließt er aus: "Oxford-Englisch kann ich nicht, aber man wird mich verstehen und ich werde die anderen verstehen." Bremen werde er insofern vermissen, "als ich dort meine Frau kennengelernt habe. Und auch die Mannschaftskollegen waren top."

Der deutsche Boulevard schrieb allerdings, dass Bremen Arnautovic kaum vermissen wird. "Ich glaube, das ist eine Lüge. In der Kabine werden sie mich sicher vermissen, weil ich ein guter, lustiger Mensch und bei Schmähs immer der Anführer bin." Die englische Yellow-Press soll der Gnadenlosigkeit und Tiefe auch nicht abgeneigt sein. Arnautovic hat die Hoffnung, "dass die Journalisten in England nicht so geil auf mich sind wie in Deutschland". Das Match am Freitag wird für ihn vorerst das letzte auf deutschem Boden sein. "Wir müssen mit breiter Brust auftreten. Sie haben Respekt und wissen, dass wir ihnen wehtun können."

Dank an Lahm

Alaba wird in München auf einige Mannschaftskollegen treffen. Auf Manuel Neuer, Thomas Müller oder Kapitän Philipp Lahm. Auch darüber denkt er nicht groß nach. Zuletzt ist ein bisserl der Schmäh gelaufen, "Wetten wurden aber keine abgeschlossen". Momentan bestehe kein Kontakt. Vielleicht trudelt in den nächsten Tagen die eine oder andere belanglose SMS ein. Alaba: "Hallo, wie geht's? Gut!"

Von Lahm hat er sehr viel gelernt. "Er ist ein Weltklassekicker, ich habe von ihm noch kein schlechtes Match gesehen. Er hat mir geholfen, ein guter Linksverteidiger zu werden. Dafür bin ich ihm sehr dankbar." Im Nationalteam kurbelt Alaba allerdings im Mittelfeld. Darüber denkt wiederum Lahm nicht groß nach. Als Alaba plauderte, klingelte das Handy von Verbandspräsident Leo Windtner. "Das kostet, Herr Präsident." Windtner lachte. Und dachte darüber nach. (Christian Hackl, DER STANDARD, 4.9.2013)