Auch bei den Jungen zeigten sich vor allem die ideologischen Gräben zwischen SPÖ und ÖVP.

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SJ-Vorsitzender Wolfgang Moitzi.

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Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP).

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FPÖ-Nationalratskandidat Maximilian Krauss.

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Ehemalige ÖH-Vorsitzende Sigrid Maurer (Grüne).

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Neos-Kandidat Nikolaus Scherak.

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Wien - Die Zahlen sprechen für sich: 38 Prozent der Jugendlichen antworten auf die Frage, welche Partei am stärksten aktiv auf sie zugeht, nur mit Achselzucken. Die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP sprechen gerade einmal je acht Prozent an. Nummer eins ist die FPÖ (16 Prozent) vor den Grünen (11) - weit hinten liegen das Team Stronach (3) und das BZÖ (1). Das zeigen Daten einer Umfrage, die GfK Austria für die Jugendabteilung der Industriellenvereinigung, die Junge Industrie, im Frühjahr erhoben hat.

Denn jetzt, knapp vor der Nationalratswahl Ende September, buhlen die Parteien auch um die Jugend - wieder einmal. Was erwartet werden kann und warum selbst Jungpolitiker Angst vorm Gleichgeschaltetwerden haben, wurde Montagabend bei der Diskussion "Politik für morgen - Wohin will die Jugend" der Jungen Industrie und des STANDARD in Wien diskutiert.

Video: Die Highlights der Diskussion.

"Starke Frustration"

Junge Menschen hätten "grundsätzlich" eine "starke Frustration gegenüber der Politik", glaubt Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP). Doch, fügte er schnell an, ziehe sich diese Stimmung wohl durch alle Altersschichten. Und das schlechte Abschneiden der ÖVP? Kurz: "Eine Regierungspartei hat wenig Revoluzzerhaftes." Maximilian Krauss, Jugendkandidat der FPÖ bei der Nationalratswahl, hat da eine andere Erklärung parat: "Die Leute haben die Nase voll von Werner Faymann und Michael Spindelegger." Es herrsche eine "Politikerverdrossenheit".

Wolfgang Moitzi, Chef der Sozialistischen Jugend, glaubte, einen Ausweg zu kennen: Es brauche mehr Durchlässigkeit in den Parteien, nur so gebe es dann ein besseres Verständnis für die Probleme der Jugendlichen. Dass es in den Parteien nun mehr junge Kandidaten gebe, sei "immerhin ein Fortschritt", stimmte Nikolaus Scherak (Neos) da ein. Während Sigrid Maurer von den Grünen dem entgegenhielt, dass junge Kandidaten nicht viel nützen, "wenn diese nur alte Ideen neu verkaufen. Das ändert ja nichts an der Politik."

Kurz warnt vor "Pauschalierungen"

Aber was sind die Antworten auf die bei der Jugend vorherrschenden Themen Bildung und Arbeit? SJ-Chef Moitzi will - mit Verweis auf die Millionen an Überstunden, die geleistet werden - "Arbeit gerecht verteilen". Bei der Lehrlingsausbildung schlägt er ein "Bonus-Malus-System" für Betriebe vor. Für Praktika müsse ein eigenes Gesetz her, sagten Moitzi und Maurer. Der Sozialdemokrat forderte auch noch eine Einschränkung, dass derartige Dienstverhältnisse "nach fertiger Ausbildung nicht erlaubt sind".

Ein Punkt, der ÖVP und auch der FPÖ zu weit geht. Sonst sah sich Krauss aber "selten einig mit der SPÖ", der gleich eine "Job- und Startup-Offensive" einforderte. Kurz wiederum warnte vor "Pauschalierungen", da bestünde die Gefahr, "vielen Jungen Chancen zu nehmen". Neos-Mann Scherak lobte die "Republik als Vorbild" - da im öffentlichen Bereich prinzipiell alle Praktika bezahlt würden.

Ideologische Gräben in Bildungspolitik

Beim zweiten wichtigen Thema, der Bildung, war dagegen wenig Einigkeit zu sehen. Auch bei den Jungen zeigten sich vor allem die ideologischen Gräben zwischen SPÖ und ÖVP - Stichwort Gesamtschule. Abgesehen davon lautet das Credo des Integrationsstaatssekretärs: Frühförderung, statt später teuer zu "reparieren". Jährlich würden 3,5 Milliarden Euro für Arbeitslose aufgewendet, aber nur zehn Millionen Euro für sprachliche Frühförderung im Kindergarten. Was Kurz als zu behebende "Schieflage" sah, nannte Moizti ein "Ausspielen" zweier Gruppen; "das ist definitiv keine Lösung".

Also doch nur alte Parteiansichten, vertreten von jungen Gesichtern? Für Kurz ist das kein Problem. Entscheidend sei ja, "wie viele der eigenen Anliegen man durchsetzen könne". Auch Neos-Kandidat Scherak fühlt keinen Anpassungsdruck. Ganz anders Rot und Grün: Einmal im Nationalrat, sei natürlich "eine gewisse Grundeinschränkung da", bekannte Maurer. Helfen könne nur der direkte Kontakt zur Wählerschaft, assistierte Moitzi. Die Grünen-Kandidatin nahm sich selbst in die Pflicht - ans Publikum gewandt sagte sie: "Wenn ihr in einem Jahr feststellt, die Sigrid Maurer ist so angepasst, dann sagt es mir bitte!" (Peter Mayr, derStandard.at, 3.9.2013)