Die Grünen wollen bei der Nationalratswahl die FPÖ bei den Jungwählern vom ersten Platz stoßen. Dazu müssen sie vor allem die Erstwähler von sich überzeugen. Gelingen soll das nun mit "Eva". Das ist nicht nur der Vorname der Spitzenkandidatin, sondern auch "Das Grüne Mädchenmagazin. Auch für Jungs".

Auf 36 Seiten erfahren die Jungwähler in dem bunten "Eva"-Heft über Eva Glawischnig, "was du schon immer wissen wolltest". Also zum Beispiel von ihrer "peinlichen" Frisur in den 80er Jahren. Der 24-jährige Julian Schmid, der für die Grünen auf Platz acht kandidiert, wird einem "Coolness-Check" unterzogen. Fazit: Er sollte "mehr Mut in Sachen Fashion" zeigen und nicht nur Jeans und Kapuzenpulli tragen.

Das Heft "Eva" bietet auch einen Kondomtest.
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Tipps fürs Nägellackieren

Die Erstwähler sollen mit dem Magazin "in ihrer Lebenswelt" abgeholt werden, heißt es in der Aussendung der Grünen. Tatsächlich finden sich in dem Magazin nicht nur Tipps fürs Nägellackieren, sondern auch die politischen Inhalte der Grünen. Ein Artikel beschäftigt sich mit Datenschutz im Internet und ein weiterer mit dem Tod von Millionen Junghähnen in Europa. Die Leser können zudem testen, wie fair sie sind. Eine der Fragen: "Denkst du theoretisch darüber nach, wie die Welt für deine Kinder aussehen könnte?"

"Das ist peinlich"

"Das ist peinlich", heißt es in manchen Kommentaren auf Twitter. "Niederschwellige Wahlwerbung. Wobei sie ihre Botschaften für 17-Jährige tatsächlich geschickt hineingepackt haben", meint der Wiener Politologe Hubert Sickinger. Die Grünen-Fans auf Facebook kommentieren das Heft noch etwas verhalten. "Grüne 'Bravo'?", fragt Klaus B. "Ernst gemeint – auch als parteieigene Satire – kann das ja nicht sein!", schreibt "Strizzi S.". "Nicht vergessen: Wir verteilen auch das Wahlprogramm mit allen Hardfacts", beruhigen die Grünen auf Twitter. Michel Reimon, grüner Landtagsabgeordneter im Burgenland, scheint von dem Konzept nicht überzeugt zu sein:

@brodnig das kann jetzt nur parodistisch sein. bitte.

— Michel Reimon (@michelreimon) September 3, 2013

Sex, Aufklärung und Verhütung sind ebenfalls Thema der grünen Jungwähler-Kampagne. Das Heft bietet etwa einen "Kondomtest" mit fair gehandelten und klimaneutralen Präservativen. Mit der Kampagne "I love my vagina" wollen die Jungen Grünen wiederum junge Frauen in ihrem "selbstbestimmten Leben" unterstützen. In einem etwas schmucklosen Video heißt es: "Wir lassen unser Leben nicht von alten Klischees und Rollenbildern bestimmen." Einige der Forderungen: die "Totalreform" des Sexualkundeunterrichts, kostenlose Verhütungsmittel und Abtreibungsmöglichkeiten. Interessant: Genau jene Aufmerksamkeit für Äußerlichkeiten, die im "Eva"-Heft breit diskutieren werden, lehnen die Protagonistinnen im Video ab.


(Lisa Aigner, derStandard.at, 3.9.2013)