Gibt's ja nicht: Ein Lokal in der Nähe von Neulengbach, also quasi in meinem erweiterten Esserkreis, und ich kenn's nicht? Dachte ich, als ich nicht lang vor der nächsten Erscheinung doch noch das Auf und Ab nach Ansicht des Gault Millau 2013 studierte, also alte Hüte, Entschleunigung halt. Die Wunderbare hatte nichts gegen eine knappe Stunde Autofahrt, jedenfalls nichts, was sie mir verriet, und schon waren wir in Laaben, bei der Linde. Von den gelben Profitestern zuletzt um immerhin eineinhalb Punkte auf zwölfeinhalb zurückgestuft. Ich war gespannt.

 

Curryaufstrich, Wurst und frischer Käse zum Einstieg bei der Linde - drei und vier Gänge mit Saft, Wein, Kaffee: 94,10 Euro.

Foto: Harald Fidler

Liegt jedenfalls oft fast am Weg.

 

Foto: Harald Fidler

"Reginas" Fisolensuppe, sehr erdäpfelig und mollig, "nach Omas Rezept".

Foto: Harald Fidler

Ich bin ja nicht so der Freund des niederösterreichischen Wan Tan (hier: viel Teig mit Flusskrebs), aber ein Marillen-Karotten"süppchen" wollt ich dann doch einmal probieren. Und fand sie sehr überraschend säuerlich - was ich mochte, die Wunderbare eher nicht so.

Foto: Harald Fidler

Sie schätzte diesen Gang, in der recht weitläufigen Karte unter "verführerische Kronländerküche" abgelegt, weit mehr: "Mein Hirn. Endlich", versuchte ich das Backzeug zu usurpieren ...

 

Foto: Harald Fidler

... aber bis auf ein ordentliches Koststück verwies sie mich auf das "Duett vom Alpenlachs", Tatar und hausgebeizte Filets. Die Filets fand ich ein bisserl sehr salzig, das bisserl matschige Tatar hätt ich mir schöner vorgestellt.

Foto: Harald Fidler

Quasi zum Ausgleich für's Hirn orderte sie ein - absolut anständiges - Gemüsegröstl.

Foto: Harald Fidler

Und ich, ich musste mich schon sehr konzentrieren, dass ich nicht schon wieder das Reh - Rückenfilet oder Ragout - nehme. Es wurde eine sehr rosige, mir Dilettanten gesurt wirkende "Karreerose" vom Mangalitzaschwein. Schon wegen der Kräuterseitlinge. Durchaus saftig die Rose, der Saft wirkte mir irgendwie asiatisch-glasig, insgesamt: sehr okay.

Foto: Harald Fidler

Obwohl von einem Samstagabend Radio Niederösterreich schon ziemlich mürbe, orderte die Wunderbare noch "mürbe Mohnravioli". Die waren freilich schon alle aus, womöglich haben die Radiomacher ja den Vorrat aufgekauft. Es wurde die Marillen-Rahmterrine auf Fruchtspiegel - die übrigens überaschend fest der Beschallung trotzte.

Wieviele Punkte? Da wär ich jetzt echt überfragt. (Harald Fidler, derStandard.at, 17.9.2013)

Foto: Harald Fidler