Ein halbes Jahrhundert lang hat ein Chevrolet-Händler im Mittleren Westen der USA mehr als 500 Oldtimer angesammelt. Nun wird der Schatz versteigert
Ansichtssache
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Stefan Schlögl
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Ein halbes Jahrhundert lang hat Ray Lambrecht, ein Chevrolet-Händler im tiefsten Mittleren Westen der USA, mehr als 500 Oldtimer angesammelt. Nun wird der Schatz versteigert. Das Besondere: 50 der Preziosen wurden noch nie gefahren
Im Jahr 1996 hat Ray Lambrecht die Zeit angehalten. Damals verließ er zum letzten Mal seine Werkstatt, schlug die Tür zum Verkaufsraum seiner Chevrolet-Niederlassung hinter sich zu und wurde Rentner. Mit 78 Jahren, immerhin. Das war in Pierce, US-Bundesstaat Nebraska.
Außerhalb des 1.700-Einwohner-Kaffs hat in jenen Tagen kaum einer von dem Ende einer 50 Jahre alten Institution Notiz genommen. Doch bis in die 1980er war "Lambrecht Chevrolet Co." eine Topadresse für Freunde der Marke, die von weit her nach Pierce kamen - nicht zuletzt aufgrund der niedrigen Preise: "It will pay to see Ray", lautete der einprägsame Slogan des Hauses - und tatsächlich zahlte es sich für viele aus, bei Ray vorbeizuschauen. Schließlich gab es bei dem Chevy-Dealer keine unwürdigen Verhandlungen. Der Vollblutverkäufer nannte einen fixen Preis - und jeder Kunde konnte darauf vertrauen, einen "Bang for the Buck" vom Hof zu ziehen.
Pierce, Nebraska: Kleiner Ausschnitt aus Rays Sammlung. Bald fällt der Hammer.
Trotz reger Geschäftstätigkeit sind Ray während seiner aktiven Zeit immer wieder ein paar Wagen übrig geblieben. Einige hat er wiederum aus Sentimentalität behalten. Bis er im Laufe der Jahrzehnte einen riesigen Fuhrpark zusammengetragen hatte, der seit 1996 nahezu unberührt auf dem Lambrecht-Areal dahinweste. Dort würden die klassischen amerikanischen Schönheiten mit Namen Impala, Biscayne, Vega, Caprice und El Camino noch immer vor sich hingammeln, wenn nicht Rays Tochter Jeannie Stilwell ihren Dad jahrelang bekniet hätte, die Sammlung aufzulösen. Rost und Diebe, so die hartnäckige Tochter, würden sonst den Job erledigen.
Irgendwann ließ sich der heute 95-Jährige doch noch bekehren. Nun ist es so weit: Am 28. und 29. September ist bei Lambrechts Rausverkauf. Nicht weniger als 500 Fahrzeuge können online oder vor Ort ersteigert werden, der Katalog des Auktionshauses Van der Brink Auctions bildet nichts weniger als die nahezu komplette Chevy-Modellhistorie von 1946 bis 1980 ab. (Die Baujahre danach konnten Ray offenbar nicht mehr so begeistern.) Aber auch ein paar ausgewählte Fremdmarken fanden Eingang in den illustren Fundus.
Ungefahrene Neuwagen im Angebot
Abseits der konzentrierten Masse an Raritäten versetzt vor allem eines internationale Sammler in rasende Verzückung: Einige von Rays Preziosen sind zwar jahrzehntealt, haben aber gerade einmal ein- oder zweistellige Meilen-Angaben auf dem Zähler. Bei manchen der ungefahrenen Vintage-Neuwagen klebt sogar noch das "Manufacturer's Statement of Origin" (MSO), also der Überstellungsschein der Chevrolet-Fabrik, am Blech. Man darf also getrost von einem Super-Scheunenfund sprechen, der da unter den Hammer kommt.
Wir werfen aus gegebenem Anlass einen kleinen Blick in Rays Garage sowie auf die Historie von Lambrecht Chevrolet und zeigen einige der Schätze aus dem morbid-schönen Fuhrpark.
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