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Nach der Pannenserie in Fukushima verspricht die Regierung rasches eingreifen und lässt auch die Reaktoren des AKW Oi überprüfen

Foto: EPA

Tokio - Japan wird noch in diesem Monat die beiden einzigen derzeit arbeitenden Atomreaktoren für Kontrollen abschalten. Am Montag werde damit begonnen, Reaktor 3 des Atomkraftwerks Oi in der Präfektur Fukui herunterzufahren, teilte der Betreiber Kansai Electric Power mit. Mitte September solle dann Reaktor 4 folgen. Wann die Reaktoren wieder ans Netz gehen sollen, blieb offen. Die beiden AKW waren im Juli 2012 trotz massiver Proteste der Bevölkerung in Betrieb genommen worden.

Seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima im März 2011 lehnt ein Großteil der japanischen Bevölkerung Atomstrom ab, der bis dahin ein Drittel des Energiebedarfs abgedeckt hatte. In Fukushima war nach einem Erdbeben und einem Tsunami das Kühlsystem ausgefallen, woraufhin es in mehreren Reaktoren zur Kernschmelze kam. Der Betreiber Tepco kämpft seither mit großen Mengen radioaktiv verseuchten Wassers, das zu Kühlzwecken an den beschädigten Reaktoren eingesetzt wird.

Regierung will eingreifen

Erst vor wenigen Tagen hatte die japanische Atomaufsicht die neuen Probleme in Fukushima als "ernsten Störfall" eingestuft. Experten stellten eine drastische Erhöhung der radioaktiven Strahlenbelastung in Wassertanks des Katastrophenreaktor von Fukushima fest. Japans Premier Shinzo Abe kündigte nun ein schnelles Eingreifen der Regierung an. Einem ranghohen Regierungsmitglied zufolge werden am Dienstag Maßnahmen zur Entsorgung des verseuchten Wassers vorgestellt.

Immer weniger Menschen trauen dem Betreiber Tepco zu, die Lage in den Griff zu bekommen. Der Energiekonzern Tepco hatte am Sonntag mitgeteilt, dass die radioaktive Belastung an einem Wassertank um das 18-fache gestiegen sei.  An einem Verbindungsrohr in der Nähe des Tankbodens sei ein Wert von 1.800 Millisievert pro Stunde gemessen worden, hieß es. Eine Strahlenbelastung dieser Höhe führt bei Menschen innerhalb von vier Stunden zum Tod.

Angst um Zuschlag für Olympische Spiele

Erst kürzlich hatte Tepco mitgeteilt, dass 300 Tonnen hochradioaktiv verseuchtes Wasser aus einem Lagertank ausgelaufen seien. Zudem wurde ein Leck an einer Verbindung zwischen zwei Wassertanks entdeckt.

In Japan wird befürchtet, dass die erneute Pannenserie in Fukushima negative Auswirkungen auf die Bewerbung Tokios als Austragungsort für die Olympischen Sommerspiele 2020 haben könnte. Zeitlich fällt das Eingreifen der Regierung mit der bevorstehenden  Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zusammen: Am Samstag soll der Austragungsort bestimmt werden, neben Tokio sind noch Madrid und Istanbul im Rennen. Offiziellen Angaben der japanischen Regierung zufolge ist die radioaktive Belastung in Tokio, das vom AKW Fukushima 230 Kilometer entfernt liegt, nicht höher als in London oder New York. (APA, 2.9.2013)