Damaskus/Washington - Die syrische Opposition hat enttäuscht auf die Entscheidung von US-Präsident Barack Obama reagiert, vor einem möglichen Militärschlag gegen das Assad-Regime den amerikanischen Kongress zu befragen und ihn damit auf frühestens Anfang der kommenden Woche zu verschieben. Barack Obama sei "ein schwacher Präsident, der in einer ernsten Krise nicht die richtige Entscheidung treffen kann", sagte Samir Nashar, ein ranghoher Vertreter der Syrian National Coalition, am Sonntag laut CNN.
Seine Organisation gehe aber weiterhin davon aus, dass es zu einem Militärschlag kommen werde. Zuvor hatte Louay Safi, ein Sprecher der Gruppe, auf CNN gesagt, es handle sich um ein Versagen der Führungsrolle der USA.
Kerry: Neue Beweise
US-Außenminister Kerry zeigte sich am Sonntag zuversichtlich, dass der Kongress einem Einsatz zustimmen werde. Zudem sagte er, die USA hätten neue Beweise für den Einsatz des Giftgases Sarin. Das farb- und geruchlose Nervengift kann durch die Atmung oder Einnahme in den Körper gelangen und bewirkt eine Überreizung der Nerven. Der Tod tritt meist durch Atemlähmung ein.
Dass das syrische Regime hinter dem Einsatz steht, glaubt offenbar auch Irans Expräsident Akbar Hashemi Rafsanjani. "Das syrische Volk ist zum Ziel von Giftgasangriffen ihrer eigenen Regierung geworden", sagte er laut der halboffiziellen Nachrichtenagentur Ilna am Sonntag. Eine spätere Version der Meldung strich den Verweis auf die Täterschaft der Regierung. Irans Regime, das mit Assad verbündet ist, hatte erklärt, die Schuld für den Einsatz von Chemiewaffen liege bei den Rebellen.
Syriens Regime ist indes bemüht, die Entscheidung vom Samstag als Sieg darzustellen. Obamas Rede zeige, dass dieser einen Ausweg aus der Konfrontation suche, sagte UN-Botschafter Bashar al-Jafaari. Vize-Außenminister Faisal al-Makdad nannte Obama "zögerlich und verwirrt". Präsident Bashar al-Assad sagte am Sonntag im Fernsehen, sein Land könne jedem Angriff widerstehen.
Großbritanniens Chefdiplomat Williams Hague sagte am Sonntag, London werde einen Einsatz in Syrien "diplomatisch" unterstützten. Eine militärische Beteiligung sei dagegen "unrealistisch".
Frankreich, wo die Nationalversammlung am Mittwoch über einen Einsatz in Syrien beraten soll, steht nach der Änderung der US-Position unter Druck. Am Montag wollte die Regierung geheime Informationen über das syrische Chemiewaffenprogramm veröffentlichen.
Währenddessen meldet die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, im Dorf Al-Madamuma sei es zu einem neuen Massaker gekommen, 16 Zivilisten, darunter zahlreiche Kinder, sollen von Mitgliedern einer islamistischen Gruppe im Schlaf ermordet worden sein. (Reuters/APA/AFP/red, DER STANDARD, 2.9.2013)