Gespräche fremder Leute gehen einen nichts an. Nur haben manche ein so ausgeprägtes Bedürfnis, ihre Befindlichkeiten in der Öffentlichkeit zu besprechen, dass man Zeuge werden muss. Was mitunter verstörende Konsequenzen zeitigt.
So geschehen vergangene Woche im dicht besetzten Aufzug der U-Bahn-Station Schottenring, wo sich zwei extrabrav aufgeputzte Mädchen im Teenageralter mit unerschütterlicher Selbstgewissheit mitzuteilen hatten.
"Mah, die Ferien dauern mir schon vieeel zu lange!"
"Also ich find' Ferien schon sehr super."
"Geh bitte, ich freu' mich voll, wenn jetzt die Schule wieder losgeht!" Worauf eine ältere Dame sich bemüßigt fühlt, in energischem Raunzmodus ihre Lebensweisheit abzusondern: "Jessas, was redt's denn! Ihr werdt's schon bald merken, mit wie wenig Urlaub man sich als arbeitender Mensch durchfretten muss!"
Darauf das eine Mädchen, ganz brav: "Richtig, eigentlich sollten wir dankbar sein."
Und das andere Mädchen, im Brustton der eigenen Naseweisheit: "Stimmt eh. Außer wir werden Lehrerin. Dann geht's immer so weiter!"
Wie gesagt - Gespräche anderer sollten dringend ausgeblendet werden, die Realität wirkt sonst schnell einmal auf besorgniserregende Art unwirklich.
Wobei die gar so brave Jugend schon recht hat: Es wird Zeit, dass sie wieder in der Schule verräumt wird! (Severin Corti, DER STANDARD, 2.9.2013)