Investitionen von Chinesen in Österreich? Auf diese Frage gab es bisher meist nur eine Antwort: Chinarestaurants. Tatsächlich geht es inzwischen um viel mehr. Chinesische Investoren sind in den vergangenen Jahren auch in Österreich auf Shoppingtour gegangen und haben so manches schöne Stück ergattert.
Rosenberger, das auf Autobahnraststätten spezialisierte Familienunternehmen aus St. Pölten, ist dabei noch das untypischste Stück in der Kette. Die 19 Betriebe, in denen 800 Mitarbeiter zuletzt rund 40 Millionen Euro umgesetzt haben, sind an zwei Familienunternehmen aus China verkauft worden. Mit denen war man schon längere Zeit bekannt.
Landung in Ried
Erstmals richtig aufgezeigt haben die Chinesen hierzulande im Dezember 2009: Der international tätige Luftfahrtkonzern Xi'an Aircraft Industry Company landete in Ried im Innkreis und schnappte sich die auf Flugzeugkomponenten spezialisierte FACC.
Die ehemalige Fischer Advanced Composite Components, die 1989 als Joint Venture von Fischer Sports und Salinen gestartet war, musste anschließend viel Überzeugungsarbeit leisten. Großkunden wie Airbus oder Boeing fürchteten, in der neuen Konstellation könnten Geschäftsgeheimnisse nach China gelangen, zumal Xi'an Aircraft zum staatlichen chinesischen Luftfahrtkonzern Avic gehört, der selbst Flugzeuge baut. Die Ängste waren unbegründet.
Im Oktober 2011 ging ein weiterer österreichischer Traditionsbetrieb in chinesischen Besitz über: ATB Austria Antriebstechnik. Die Wolong-Industriegruppe mit Sitz nahe Schanghai ließ sich den Deal rund 105 Millionen Euro kosten. ATB war zuletzt Teil der A-Tec-Gruppe des Industriellen Mirko Kovats, der eine Riesenpleite hingelegt hatte. Die Produktpalette von ATB umfasst Spezialmotoren für Tunnelbelüftungen genauso wie Pumpen für Ölleitungen und Elektrorasenmäher. Weil Wolong ebenfalls Motoren produziert, ergänzen sich die Bereiche sehr gut.
Steyr Motors in chinesischer Hand
Seit Herbst 2012 rapportiert auch ein Unternehmen aus Oberösterreich nach China: Steyr Motors. Das aus der Steyr-Daimler-Puch-Gruppe hervorgegangene Unternehmen stellt Dieselmotoren für Spezialfahrzeuge her. Zuletzt gehörte das Unternehmen Rudolf Streicher. Der frühere SP-Verkehrsminister und spätere Generaldirektor von Steyr-Daimler-Puch verkaufte schließlich an Phoenix Tree HSC Investment, einen chinesischen Finanzinvestor mit strategischer Ausrichtung.
Auch abseits von Firmenübernahmen mischen Chinesen in Österreich mit. Bei Huber Trikot, der Textilgruppe aus Vorarlberg, ist beispielsweise 2005 Benger Brands, ein Unternehmen mit chinesisch-australischem Hintergrund, mit 27 Prozent eingestiegen. Am Fuße des Dobratschs in Kärnten hat sich unterdessen NIT Finance, ein niederländischer Konzern mit chinesischen Wurzeln, Grundstücke für ein Logistikzentrum mit Lagerhallen und Produktionsbetrieben gesichert. Im Blick hat man die Häfen an der Adria. (Günther Strobl, DER STANDARD, 2.9.2013)