Bagdad/Teheran - Nach Explosionen im irakischen Flüchtlingslager Camp Ashraf haben die dort lebenden iranischen Exilanten von einer irakischen Militäroffensive mit 35 Todesopfern gesprochen. In dem Camp nordöstlich von Bagdad ereigneten sich Sonntagfrüh Berichten zufolge mehrere Explosionen.
Während die Krankenhäuser der Umgebung keine Opfer meldeten, sprach die iranische Exil-Oppositionsgruppe der Volksmujahedin von 35 Todesopfern durch einen Armeeeinsatz. Den Angriff habe der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki angeordnet. In Aussendungen des Nationalen Widerstandsrats Iran war von mehr als 40 Toten bei einem "Massaker in Camp Ashraf" die Rede.
Die Volksmujahedin teilten die Identität von 23 Angriffsopfern mit, die gefesselt und erschossen worden seien. In Camp Ashraf nahe der iranischen Grenze leben etwa hundert Mitglieder der Volksmujaheddin. Der für das Lager in der Provinz Diyala zuständige Behördenvertreter Haki al-Sharifi betonte allerdings, es habe "keinen Angriff von außen auf das Camp" gegeben. "Kein einziger Soldat" sei eingedrungen. Vielmehr scheine es, dass in dem Lager ein Öl- oder Gastank explodiert sei.
Aus der Polizei verlautete hingegen, auf Camp Ashraf seien fünf Granaten niedergegangen. Daraufhin hätten aufgebrachte Lagerbewohner die Soldaten angegriffen, die das Camp bewachen. Bei den folgenden Schusswechseln hätten sie zwei Soldaten getötet und drei weitere verletzt.
Die Sprecherin der US-Mission im Irak, Eliana Nabaa, sagte der Nachrichtenagentur AFP: "Wir bedauern zutiefst die tragischen Ereignisse von heute, die Berichten zufolge zum Tod und zur Verletzung mehrerer Camp-Bewohner geführt haben." Die Vereinten Nationen beobachteten die Lage genau und würden eine eigene Untersuchung führen.
Im Februar waren bei einem Granaten- und Raketenangriff auf das von Iranern bewohnte Flüchtlingslager Camp Liberty nahe der irakischen Hauptstadt Bagdad mindestens acht Menschen getötet worden. Bereits seit dem iranisch-irakischen Krieg von 1980 bis 1988 halten sich große Gruppen iranischer Flüchtlinge im Irak auf. (APA, 1.9.2013)