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Pietro Parolin ist nun der zweitmächtigste Mann im Vatikan.

Foto: AP/Suzuki

Papst Franziskus hat seine bisher wichtigste Personalentscheidung getroffen: Der italienische Erzbischof Pietro Parolin wird Staatssekretär und Nachfolger des glücklosen Kardinals Tarcisio Bertone. Damit kehrt der Vatikan zur Tradition zurück, das zweithöchste Kirchenamt in die Hände eines erfahrenen Diplomaten zu legen.

Der mit 58 Jahren jüngste Staatssekretär der Nachkriegszeit zeigte sich in seiner Reaktion bescheiden: "Ich spüre die große Last der Verantwortung, die mir anvertraut wird, eine schwierige und herausfordernde Aufgabe, angesichts derer meine Kräfte schwach und meine Fähigkeiten dürftig sind." Parolin, der sein Amt als Apostolischer Nuntius in Caracas in den kommenden Tagen aufgibt, wird seine neue Stelle am 15. Oktober antreten.

Damit geht auch die Ära des umstrittenen Staatssekretärs Tarcisio Bertone zu Ende, der in Kürze sein 79. Lebensjahr vollendet. Der dem Salesianer-Orden angehörende Erzbischof von Genua war 2006 von Joseph Ratzinger zum Staatssekretär ernannt worden - ein Amt, dem er nach Überzeugung vieler Kritiker nicht gewachsen war. Zuletzt hatte die amerikanische Bischofskonferenz energisch auf eine Ablösung Bertones gedrängt, dem Günstlingswirtschaft und viele Fehlentscheidungen vorgeworfen wurden. Sein Umgang mit der Vatileaks-Affäre und dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche stieß auf herbe Kritik.

Bertones Abgang besiegelt in der römischen Kurie endgültig das Ende der Ära Ratzinger. Der scheidende Staatssekretär war dem Ende Februar zurückgetretenen Papst eng verbunden. (Gerhard Mumelter aus Rom, DER STANDARD, 2.9.2013)