Realität: Im Jahr 2000 interessierten sich insgesamt 56 Prozent der Bevölkerung "sehr stark" oder "ziemlich stark" für heimische Politik.

Heute sind es nur noch rund 26 Prozent (laut Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Imas).

Rund ein Drittel kann gegenüber den Meinungsforschern von keiner Partei Ziele oder Programme angeben. Ein weiteres Fünftel will das einfach nicht. Macht zusammen rund 50 Prozent, die über parteipolitische Inhalte nicht sprechen können oder wollen.

Da hat sich etwas ziemlich drastisch verändert, und der Streit kann beginnen, wer schuld daran ist: Die letztklassigen Politiker? Oder die bösartigen Medien? Oder ...

Apropos Streit: Über 60 Prozent meinen auch, dass sie von den Gehässigkeiten und Streitereien der Politik abgetörnt werden.

Wird schon so sein. Kann aber auch sein, dass die jetzt merkbare Apathie in nicht allzu ferner Zukunft plötzlich in eine explosive Phase umschlägt. Derzeit erwartet niemand, dass sich etwas ändert, weshalb viele das Interesse verloren haben. Es geht uns immer noch relativ sehr gut. Aber viele Jüngere müssen sich jetzt schon fragen, wo und wie die Perspektiven für ihr künftiges Leben sind. Das soll immer so weitergehen? Diese Personen sind die Gestalter unserer Zukunft? Vorläufig gibt es auf diese Fragen nur achselzuckende Abwendung. Vorläufig. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 31.8.2013)