Rondo-Autorin und Modebloggerin Anne Feldkamp schreibt über Modephänomene, die uns im Alltag begegnen.

Foto: Christoph Pirnbacher

Mit dem Sprüche raushauen ist das so eine Sache. Da kann schnell mal was in die Hose gehen. Mit quer über die Brust gelegten Textfetzen verhält sich das natürlich nicht anders: Wer sich einen irren Spruch überstreift, darf sich über Hohn und Spott nicht beschweren. Trotzdem geht oben ohne gerade gar nichts.

Statement-Shirts, die müssen sein, erklärt uns die Trendfibel Instyle aus München. Den lockeren Street-Styles werde so "die gewünschte Aussagekraft" verliehen. Statt Wischi-Waschi gilt es Farbe zu bekennen. Das ist auch schon in der Merchandise-Abteilung der österreichischen Grünen angekommen. Knappe Lippenbekenntnisse sind eben wie gemacht für Wahlkampfzeiten. Und der Online-Shop "Grünzeux" ist voll davon. Überall T-Shirts, die die grüne Botschaften transportieren sollen. Vorsicht ist allerdings geboten, in dieser Einkaufszone ist grüner Humor angesagt: "Ohne Biene gehen wir Maja", "Pedalritter" oder "Grünkernleibchen" für die Kleinen, vielleicht sollten die humorigen Grünen beim Texten Vivienne Westwood um Nachhilfe bitten. "I am Julian Assange" klatschte die im letzten Frühjahr auf ein Shirt.

Sweater im Museum

Und damit der Absender der Botschaft nicht verloren geht, prangt das Portrait der Designerin darunter. Westwood weiß schließlich, was sie da druckt: Schon in den Siebzigern verkaufte sie die dicken Lettern der Punkästhetik. Die lappigen Sweatshirts von damals, die die Ansage "Destroy" zierte, liegen mittlerweile in London im Museum. Ausrichten können die Devotionalien der Punk-Kultur da wenig. Macht nichts, die Textnachrichten von heute sind der Ästhetik einer Katherine Hamnett sowieso näher. Sie brachte Mitte der Achziger mit einem simplen T-Shirt-Spruch gegen Pershing-Raketen Margret Thatcher auf die Palme.

Und heute, rein inhaltlich? Verweigert man, wenn überhaupt, eher subversiv. Meist auf Englisch ("I'd rather be sleeping"), manchmal auch dialektal: "Es keat oanfach viel mehr gschmust". Ein bisschen Dada, ein bisschen Kuscheln. Die Generation "Selfie" hat es sich mit sich selbst gemütlich gemacht. Und landet dabei manchmal sogar einen Volltreffer. Da wäre zum Beispiel ein einfaches weißes T-Shirt mit dem Aufdruck "Célfie", erdacht von einer Modebloggerin. Sie verschmilzt den Labelschriftzug des französischen Modehauses "Céline" mit dem Ego der Selfies – ein Zweisilber, der mehr sagt als tausend Worte. Für die Erfinder der "Grünkernleibchen" mag sich das wie eine Horrormeldung lesen. Aber manchmal ist weniger einfach mehr. Die Schmuse-Sweatshirts aus Innsbruck sind immerhin aus 100 Prozent Biobaumwolle. Das steht aber zum Glück nur im Kleingedruckten. (Anne Feldkamp, derStandard.at, 3.9.2013)

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