Lebenswichtige Organe dürfen nur toten Spendern entnommen werden. Diese auf den ersten Blick plausible "Tote-Spender-Regel" ist in die Diskussion geraten. Bislang galt der Hirntod als Kriterium – doch diese Bedingung ist nicht so eindeutig, wie lange angenommen.

Hinzu kommt, dass in vielen Ländern außerhalb Deutschlands dazu übergegangen wurde, auch herztoten Personen Organe zu entnehmen. Mit den Widersprüchen, die die derzeitige Regelung mit sich bringt, befasst sich die Tagung "The Importance of Being Dead – The Dead Donor Rule and the Ethics of Transplantation Medicine".

Nach heutigem Stand führt die Tote-Spender-Regel zu einem Paradox: Bleibt man bei der Regelung, wird die Transplantationsmedizin so gut wie unmöglich, weil derzeit die Zahl der Personen, die Spenderorgane brauchen, die Zahl der Hirntoten stark überschreitet. 

Neue Quellen für Spenderorgane

Wird die Regelung aufgegeben, würde dies die bestehende Praxis stützen, auch Herztoten Organe zu entnehmen, und sogar neue Quellen für die notorisch knappen Spenderorgane zu erschließen. "Doch dem steht die monströs anmutende Vorstellung entgegen, dass der Chirurg, der einem noch nicht toten Spender die Organe entnimmt, diesen durch die Explantation tötet", so die Veranstalter, der Bielefelder Philosoph Ralf Stoecker und die Münsteraner Medizinerin Bettina Schöne-Seifert.

Wie plausibel also ist die Tote-Spender-Regel? Gibt es ein schlüssiges Todeskriterium? Wie kann es mit der Transplantationsmedizin weitergehen? Auf einer Tagung in Bielefeld (12. bis 14.September) befassen sich Philosophen, Juristen und Mediziner mit diesen Fragen und diskutieren Lösungsmöglichkeiten. (red, derStandard.at, 30.8.2013)