Der Hund gräbt, die Menge grölt. Ulli Sima, Maggie Entenfellner und Günther Havranek (von links) beim gelungenen Spatenstich.  

Foto: DE STANDARD/Regine Hendrich

Wien - Dass die Sonne just im Augenblick des Spatenstichs für das Tierquartier in Wien-Donaustadt aus den Wolken trat, sei kein Zufall. "Ich bin ja auch im Vorstand der Rettet-den-Stephansdom-Stiftung", scherzte Günther Havranek, Vorsitzender der Tierschutzstiftung, von der fünf Millionen Euro für das Projekt kommen. "Das habe ich mir bestellt." Dass dann Leo, der fotogene Magyar Vizsla, unter den "Chappi! Chappi!"-Rufen seines Frauchens vor Freude zu graben beginnt, war quasi eine Zugabe von ganz oben.

Umweltstadträtin Ulli Sima (SP), die mit "Krone"-"Tierecke"-Chefin (und ebenfalls Stiftungsvorsitzende) Maggie Entenfellner ebenfalls zum Spaten griff, sah das Zusammenspiel am Donnerstag "als gutes Omen". Seit 15 Jahren habe sie auf den Moment gewartet, ein neues Tierheim ins Leben zu rufen. Dass es jetzt so weit ist, sei für sie "wie Weihnachten".

Ursprünglicher Baustart war Frühjahr 2013, doch wegen Protesten von Anrainern, die Lärm und Gestank befürchteten, wurde ein Mediator eingeschaltet. "Der hat einen Vergleich ermöglicht", erzählt Bernhard Spuller. Er wohnt etwa 400 Meter entfernt vom künftigen Tierheim. Im ersten Jahr dürfe nun ein unabhängiger Sachverständiger evaluieren, ob das neue Tierheim Auswirkung auf das Leben der Anrainer hat.

Nur deshalb sei kein Einspruch im Bauverfahren erhoben worden. "Doch bei der Bürgerinitiative bleibt der Eindruck zurück, dass hier mit aller Macht ein Prestigeprojekt gegen alle Bedenken und ohne die notwendige Transparenz durchgesetzt wurde", so Spuller.

Fehlende Transparenz bemängelt auch Karin Holdhaus (VP). Tierschutz sei begrüßenswert, doch Stadträtin Sima solle endlich über Höhe und Finanzierung der Betriebskosten Auskunft geben, fordert die schwarze Umweltsprecherin in einer Aussendung.

Tatsächlich bleiben finanzielle Details weitgehend im Dunklen. Fix ist nur, dass die Stadt zehn der insgesamt 15 Millionen Euro für die Errichtung beisteuert. Wie viel tatsächlich im Monat anfällt, wenn erst mal die 450 herrenlosen Hunde und Katzen eingezogen sind, will weder Havranek ("Berufsbefindlichkeiten") noch Christian Anderle von der mit dem Bau beauftragten Wiener Tochter WKU verraten. Auch über die Höhe der 2005 errichteten Stiftung, die eigentlich den Tierschutzverein unterstützen sollte, breitet Havranek den Mantel des Schweigens. Es handle sich um einen "siebenstelligen Betrag".

Mit dem Tierschutzverein in Vösendorf, dem bisher einzigen Tierheim für Wien-Umgebung, gebe es noch keine neue Leistungsvereinbarung. Für eine Kooperation sei man immer noch offen, betont Sima. Das Tierquartier, das Anfang 2015 eröffnet werden soll, sei jedenfalls ein "Meilenstein für den Wiener Tierschutz". (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 30.8.2013)