Anna Maria Müller in "Friedl mit der leeren Tasche".

Foto: Torrèn / Ernst Lorenzi

Es gibt Landschaften, die keinerlei Spuren des 21. Jahrhunderts aufweisen, das hintere Ötztal zum Beispiel. Dieses bietet nun in seiner Unberührtheit die ideale Kulisse für ein Theaterstück, eine Geschichte, die sich anno 1416 in den österreichischen Alpen zugetragen hat. Damals befand sich der vom Kaiser geächtete Tiroler Herzog Friedrich (1382- 1439) im Ötztal auf der Flucht. Er hatte sich abspalterisch mit dem Gegenpapst Johannes XXIII verbündet.

Das Künstlernetzwerk Lawin Torrèn (Regie: Hubert Lepka) münzt den durch das weite Tal führenden Fluchtweg nun in ein alpines Drama um. "Friedl mit der leeren Tasche" ist ein Wandertheater, bei dem hundert Zuseher durch das Niedere Tal von Vent bis zum Marzellferner und wieder retour wandern. Dem Ganzen wohnt eine meditative Seite inne. Denn das Theater vollzieht sich in relativer Stille, die auditive Ebene nimmt man vorwiegend über Funkohrknöpfe wahr.

Lawin Torrèn haben in den letzten zwanzig Jahren vorzugsweise outdoor agiert, oft ging es da aufgrund von Auftraggebern wie Red Bull oder Audi recht geräuschvoll zu. Mit Friedl beweisen sie nun das Gegenteil. Die Tonspur der Inszenierung, zu der auch Musik des 15. Jahrhunderts gehört (Hirtenlieder, Motetten etc.), wird durch die Funkmöglichkeit eine fast filmische Atmosphäre generieren.

Die Szenen spielen entlang des Weges, bei Haltepunkten, die auch der Rast dienen. Die Wanderung ist mit leichten Wanderschuhen und auch für weniger sportliche Zuseherinnen und Zuseher gut bewältigbar, heißt es. (afze, DER STANDARD, 30.8.2013)