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Biochemiker Rudolf Zechner erhält einen ERC "Advanced Grant" (Archivfoto vom November 2007).

Foto: APA/MARKUS LEODOLTER

Graz/Brüssel - Der Grazer Stoffwechselforscher und Biochemiker Rudolf Zechner wird vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem "Advanced Grant" ausgezeichnet. Für seine Forschungen zu dem Zusammenhang von Fettstoffwechsel und Krebserkrankungen erhält der Wittgenstein-Preisträger rund 2,5 Millionen Euro Förderung der Europäischen Union. Die "Advanced Grants" stellen das "Flaggschiff-Programm" des ERC dar, mit dem die EU-Grundlagenforschung gefördert werden soll.

Viele Krebspatienten verlieren im späteren Verlauf der bösartigen Erkrankung in dramatischem Ausmaß Fett- und Muskelmasse, schilderte Zechner im Gespräch. Derart geschwächte Patienten sind anfälliger für Infektionen und können notwendige Chemo- oder Strahlentherapien schlechter verkraften, sodass diese extreme Auszehrung (Kachexie) sogar häufig die eigentliche Ursache von Krebstodesfällen ist. Eine medikamentöse Intervention, die die lebensbedrohliche Auszehrung verhindern könnte, brächte vielen Krebspatienten einen Lebenszeitgewinn.

Ansatz zur Verhinderung von Kachexie

Die Wechselwirkung zwischen Fettstoffwechsel und Kachexie bei Krebspatienten steht im Zentrum des 2014 anlaufenden Projektes "LipoChex": "Wir wollen auch herausfinden, wie verschiedene Krebsarten den Fettstoffwechsel beeinflussen", so der Biochemiker. Bereits vor zwei Jahren gelang es den Arbeitsgruppen von Rudolf Zechner und einem Team um Gerald Höfler an der Medizinischen Universität Graz zu zeigen, dass die Entstehung der krebsassoziierten Kachexie mit der Aktivität eines fettspaltenden Enzyms - der "Adipose Triglyceride Lipase" (ATGL) - in Zusammenhang steht: Konkret hat sich gezeigt, dass bei Mäusen ein vollständiger Schutz gegen Kachexie eintrat, wenn ATGL fehlt.

In ersten Studien wurden bei kachektischen Krebspatienten auch eine gesteigerte Aktivität von ATGL im Fettgewebe nachgewiesen. Hier zeichnet sich ein Ansatz zur Verhinderung von Kachexie bei Krebserkrankungen ab. Mit dem ERC-Preisgeld soll in den kommenden fünf Jahren die diesbezügliche Forschung in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit von Zechner und Höfler vorangetrieben werden: "Wir haben bereits über Jahre hinweg kooperiert und das hat sich jetzt bezahlt gemacht. Nur Zusammenarbeit über Uni-Grenzen hinweg kann uns international kompetitiv machen", betonte Zechner.

Wittgenstein-Preis 2007

Zechner (geb. 1954 in Graz) ist seit 1998 Professor für Biochemie am Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz. Zuvor hat er - u.a. als Schrödinger-Stipendiat - einen zweijährigen Forschungsaufenthalt an der Rockefeller University, US-Bundesstaat New York absolviert. 2007 erhielt er den mit 1,5 Millionen Euro dotierten Wittgenstein-Preis. In den vergangenen zehn Jahren hat er das von GEN-AU geförderte GOLD-Projekt (Genomics of Lipid-associated disorders) geleitet, in dem die molekularen Ursachen von Fettstoffwechsel-Störungen untersucht wurden. Dabei wurde das bis dahin unbekannte fettspaltende Enzym ATGL gefunden. (APA/red, derStandard.at, 29.8.2013)