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Sie begleiten uns seit tausenden Jahren: Drachen ... oder besser gesagt Geschichten über sie.

Foto: APA/EPA

Zerstörer, Glücksbringer, Quell der Weisheit: Drachen werden in den Mythologien verschiedener Kulturkreise extrem unterschiedlich bewertet und ebenso unterschiedlich beschrieben, was ihr Aussehen betrifft. Der Umstand jedoch, dass Legenden von großen bis sehr großen Lebewesen mit reptilienhaften Zügen nahezu global verbreitet sind, hat zu Erklärungsmodellen geführt, die von der Biologie bis zur Analytischen Psychologie reichen.

Als plausibelste Hypothesen gelten der später mythisch verbrämte Kontakt mit real existierenden großen Reptilien wie Krokodilen oder Waranen sowie Interpretationsversuche von Fossilienfunden in den Zeitaltern vor der Evolutionstheorie. Eine andere Hypothese vertritt Darek Isaacs, Anhänger des christlichen Junge-Erde-Kreationismus, demzufolge unser Planet nur ein paar tausend Jahre alt sei. Isaacs, Autor des Buchs "Dragons or Dinosaurs", setzt die Fabelwesen mit Dinosauriern gleich und behauptet, dass sich diese in der Vergangenheit die Welt mit dem Menschen geteilt hätten.

Dinos leben mitten unter uns

Diese Argumentationslinie ist weder neu noch eine seltsame Einzelerscheinung: Sogar Schottlands berühmtester unsichtbarer Tourismus-Magnet hat schon eine religiöse Bedeutung erlangt ("Nessie aufgetaucht: Als Kreationismus-Beweis in US-Schulbüchern"). Und im berüchtigten Creation Museum in Kentucky zeigen Dioramen Steinzeitmenschen in trauter Eintracht mit Dinosauriern aus der Kreidezeit. Museumsleiter Ken Ham hat sogar bereits erklärt, dass Dinosaurier mit an Bord der Arche Noah gewesen seien.

... was durchaus der Wahrheit entspricht: Die beiden Tiere, die die prominenteste Rolle im Arche-Mythos spielen, nämlich der Rabe und die Taube, sind Dinosaurier - wie alle Vögel als einziger überlebender Zweig der Theropoden. Ironischerweise betrachten Kreationisten aber just diesen einen Punkt, in dem ihre Vorstellungen mit der Wissenschaft vereinbar wären, nicht als Beleg. Im Gegenteil: Vögel als Teil der Dinosaurier zu akzeptieren bedeutet Evolution zu akzeptieren - und das passt nicht ins Konzept einer göttlichen Schöpfung (siehe "Kreationisten reagieren allergisch auf Dinosaurierfedern").

Überbucht

Unklar bleibt, warum ausgerechnet den Dinos eine Passage auf der Arche gewährt wurde, nicht aber den unzähligen anderen Spezies von Landwirbeltieren, die nach kreationistischer Vorstellung alle zugleich gelebt haben müssen: Vom Mammut, das in einigen Rückzugsgebieten tatsächlich noch in biblischer Zeit existiert haben dürfte, bis zurück zum Ichthyostega und seinen Zeitgenossen vor 370 Millionen Jahren.

Falls sie doch alle mitgefahren sind, muss die Holzarche enorm gewesen sein - vielleicht trug das Fällen so vieler Bäume sogar seinen Teil zur Sintflut bei, indem es zu großflächiger Erosion führte. Aber nicht um alle Tiere muss man sich solche Gedanken machen wie um die Dinos. Die sind so populär, dass selbst Kreationisten sie nicht übergehen können.

Gott bezieht sich nicht auf Märchenwesen

In einer christlichen Talk-Show bekräftigte Isaac jüngst seine These, dass Drachen und Dinosaurier dasselbe und als solches Zeitgenossen des Menschen gewesen seien. Belege sieht er nicht nur im Alten Testament, wo Fabeltiere wie Leviathan und Behemoth erwähnt werden, sondern auch im Neuen. In der Offenbarung des Johannes würden sie als Alias des Satans mehrfach angeführt, und "Gott hätte sie nicht ohne faktische Basis eingestreut". Der Widersacher der Menschheit könne schließlich nicht mit einem erfundenen Tier verglichen worden sein.

Warum Drachen/Dinosaurier zwischen Sintflut und jüngerer Vergangenheit von einer rettenswerten Gattung zum Symbol des Bösen mutiert und wohin sie - bis auf Nessie - verschwunden sind, darauf geht Isaacs nicht ein.

--> Huffington Post: "Creationist Darek Isaacs Calls Dragons Real, Says They Lived In Biblical Times"

(jdo, derStandard.at, 28. 8. 2013)