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Der jüngsten Generation eine Perspektive zu geben sei eine der komplexesten Aufgaben, meint Ökonom Sachs.

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Was sind - neben Klimawandel, CO2-Ausstoß und der Energieversorgung - die größten Probleme, die auf die Welt in den kommenden zehn Jahren zukommen und gelöst werden müssen? Es ist die wachsende soziale Kluft zwischen den Armen und Reichen, insbesondere der jungen Generation und den älteren Etablierten, Beschäftigten und Arbeitslosen. Auf allen Kontinenten müsste sich die Politik dem mit Volldampf widmen. Aber die Regierungen finden angesichts multipler, sehr dynamischer Konfliktfelder keine wirklichen Antworten. Ihre Entscheidungsmechanismen sind der technologischen Revolution, in der Volldigitalisierung seit den 1990er-Jahren einfach nicht mehr gewachsen. Sie kommen stets zu spät. Oder sie verweigern sich gar der Realität.

Technologien eigen machen

Diese Betrachtungen zogen sich beim Politischen Gespräch des Forum Alpbach zum Thema "Globale Herausforderungen" wie ein roter Faden durch Vorträge und Seminare. Am Dienstag ging es zu Ende, den Abschluss machte US-Ökonom Jeffrey Sachs mit einer fulminanten Zusammenschau, wie Bedrohungen mit einem gesamtheitlichen Vorgehen unter Uno-Moderation begegnet werden könnte.

Seine These: Die Gefährdung durch ungebremste Ausbeutung der Ressourcen sei noch nie so groß gewesen wie heute. Andererseits sei die extreme Armut (unter den heute lebenden 7,2 Milliarden Menschen) deutlich gesunken - von 50 Prozent im Jahr 1981 auf unter 20 Prozent heute. Weil es nicht gelinge, die neuen Technologien entsprechend anzuwenden und das weltweit zu koordinieren, drohe dennoch ein Absturz: "Wir sind schlecht organisiert."

Eigeninitiative in der Not

In vielen Ländern steigen die Erwartungen wie die Spannungen. Die Jugend leidet, weil sie keine Jobs findet oder weil die Löhne sinken. Hier drohe eine weltweite Epidemie. Es sei kein Zufall, dass es seit 2011 quer durch zu Revolten gekommen ist: von Tunesien, Ägypten über Athen, Chile, New York, Madrid, Istanbul - bis zuletzt in Rio. Der jüngsten Generation eine Perspektive zu geben sei eine der komplexesten Aufgaben.

Die Generation "30 minus, gut ausgebildet, flexibel, voll digitalisiert, sprachengewandt" greift in ihrer Not zunehmend zur Eigeninitiative. Dazu wurden in Alpbach einige bemerkenswerte Beispiele präsentiert, von Jungen aus den Krisenländern Spanien und Griechenland etwa. Neue "solidarische Selbstständige" ließen die "älteren" Politiker und deren behäbige Lösungsansätze oft alt aussehen. Forum-Präsident Franz Fischler will diesen Ansatz im kommenden Jahr fortsetzen: Die politisch tiefgehende Debatte mit Wissenschaftlern und Jungen soll gestärkt werden. (Thomas Mayer aus Alpbach, DER STANDARD, 28.8.2013)