Die Sportwissenschafter untersuchten 750 Männer und Frauen - meist waren jene im mittleren Alter besser als die Jungen.

Foto: manhattan fitness

Sowohl bei Ausdauer-, als auch bei Kraftübungen schnitten 40- bis 49-Jährige besser ab als Trainierende in ihren 20ern.

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Die Testergebnisse

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Wurden Sie beim Joggen auch schon mal von jemandem überrundet, der mindestens zehn Jahre älter ist als Sie? Sie sind damit nicht alleine. Wie die Experten aus dem Fitnesscenter Manhattan bei einem Test herausgefunden haben, stecken etwa die 40- bis 49-jährigen Frauen die jüngeren Damen fitnessmäßig locker in die Tasche. Und auch wenn die Männer zwischen 20 und 29 am knackigsten sind, können sie mit der Ausdauer der 40- bis 49-jährigen Herren nicht mithalten.

Unterdurchschnittliche Ergebnisse

Innerhalb von 15 Monaten haben die Sportwissenschafter 750 leistungsdiagnostische Tests an Personen zwischen 15 und 59 Jahren durchgeführt. Dabei wurden Ausdauerleistung und Körperfett gemessen und mit den WHO-Normen verglichen. So manche Ergebnisse haben dabei überrascht: Bei der Körperfettmessung liegen die Werte aller getesteten Personen nur knapp im empfohlenen Altersschnitt.

Auch im Ausdauerbereich sieht es nicht gerade rosig aus. Beim Rad- oder Lauftest sind alle Testpersonen zu schnell außer Atem gekommen und erzielten leicht unterdurchschnittliche Ergebnisse. Und der zusätzliche Koordinations- und Mobilitätstest "Functional Movement Screen" (FMS) an 205 Personen hat gezeigt, dass im Durchschnitt bei allen Getesteten das Zusammenspiel der Muskeln nicht optimal funktioniert.

Ältere meist fitter

Bei der Körperfettmessung erzielten die 20- bis 29-jährigen Frauen die in Relation schlechtesten Ergebnisse. Die über 40-jährigen Damen hingegen haben deutlich bessere Körperfettwerte. "Zu wenig Sport in der Jugend und damit eine zu geringe Muskelmasse dürften die Gründe dafür sein", sagt Sportwissenschafter Alexander Novak. Die getesteten Frauen zwischen 20 und 29 Jahren hätten oft einen geringeren Muskel- und damit einen höheren Körperfettanteil – auch wenn sie vielleicht optisch schlank sind.

Während die 20- bis 29-jährigen Männer die niedrigsten Körperfettwerte im Test hatten, wurden auch sie beim Rad- oder Lauftest von den älteren Generationen überholt. "Männer, die mit etwa 20 Jahren zu uns kommen, haben meist in der Kindheit oder Jugend mehr Sport betrieben und profitieren noch davon", so Novak. Mit steigendem Alter fehle dann meistens die Zeit für Sport, was sich negativ auf den empfohlenen Körperfettanteil auswirke. Auf Ausdauersport setzen laut Novak erst wieder vermehrt die 30- bis 49-jährigen.

Jugendlichen fehlen Bewegungserfahrungen

Koordination, Stabilität und Beweglichkeit der 15- bis 19-Jährigen lassen hingegen zu wünschen übrig. Ihre Werte beim FMS, bei dem das Zusammenspiel der Muskeln und die Mobilität getestet werden, sind im Durchschnitt schlechter, als bei den 20- bis 49-Jährigen. "Die Kinder und Jugendlichen üben heute zu wenige unterschiedliche oder nur einseitige Sportarten aus. Sie lernen deshalb zu wenige Bewegungsmuster", sagt der Sportwissenschafter.

Doch auch bei den über 20-Jährigen, könnten Koordination und Beweglichkeit besser sein, denn im Durchschnitt erreichte keine der getesteten Altersgruppen ein optimales FMS-Ergebnis. "Ein großes Problem, das sehr viele betrifft, ist eine schlechte Haltung" sagt Novak. Meistens seien Mobilitätseinschränkungen der Brustwirbelsäule die Ursache, was mitunter sogar schon das aufrechte Sitzen im Langsitz zu einem Ding der Unmöglichkeit mache, so der Experte.

Vor allem Männer seien hier betroffen und häufig im Bereich der hinteren Oberschenkelmuskulatur bewegungseingeschränkt. Frauen dagegen hätten vor allem in Rumpf und Armen Kraftdefizite, so Novak. Die Ergebnisse zeigen, dass Sixpack und schlanke Figur keineswegs automatisch von Fitness zeugen. (red, derStandard.at, 27.8.2013)