In einem Tümpel in Salzburg wurde diese bisher unbekannte Wimpertierchen-Art (Meseres corlissi) entdeckt.

Foto: Wilhelm Foissner

Salzburg/Wien - Eine ungewöhnliche Vielfalt an Wimpertierchen hat dazu geführt, dass ein Tümpel in der Stadt Salzburg unter besonderen Naturschutz gestellt wurde. Im Tümpel auf dem Krauthügel am Fuß der Festung Hohensalzburg gibt es über 120 Arten von Wimpertierchen (Ciliaten), zehn davon waren ursprünglich unbekannt. Das konnten Taxonomisten der Universität Salzburg im Rahmen eines Projekts des Wissenschaftsfonds FWF zeigen. Ihre Untersuchung ist nun im Fachjournal "Diversity" veröffentlicht worden.

Der Artenreichtum dürfte auf die abwechselnden Feucht- und Trockenphasen des 450 Quadratmeter großen Gewässers zurückzuführen sein, so das Team um Wilhelm Foissner vom Fachbereich Organismische Biologie der Universität Salzburg. Der Feucht-Trocken-Wechsel aufgrund des zeitweiligen Austrocknens des Tümpels biete jeweils anderen Ciliaten-Arten zeitlich begrenzt optimale Lebensbedingungen. Wimpertierchen sind einzellige Protisten (mikroskopische Lebewesen); die Wimpern an ihrer Zelloberfläche dienen der Fortbewegung und der Nahrungsbeschaffung.

Geschütztes Gewässer

Manche der neu entdeckten Arten könnten endemisch sein, also nur in dem Gebiet des "Tümpels beim Krautwächterhaus" vorkommen. Fünf der neu beschriebenen Arten wurden noch an keinem anderen Ort gefunden und werden derzeit als wahrscheinlich endemisch eingestuft. Dank der Bemühungen der Wissenschafter hat die Stadt Salzburg den Tümpel samt einer Puffer-Zone (insgesamt eine Fläche von 5.290 Quadratmetern) vor rund eineinhalb Jahren unter Schutz gestellt - ein vermutlich einzigartiger Schutz, denn es ist kein anderer Ort bekannt, der "nur" aufgrund seiner einzelligen Biodiversität unter Schutz gestellt wurde.

Im Gegensatz zum Artensterben anderer, vor allem größerer Tierarten ist der Artenverlust bei Einzellern den Forschern zufolge ein der Öffentlichkeit weitgehend verborgener. Pro aussterbender Vielzeller-Art geht Foissners Schätzungen zufolge auch eine Art von Einzellern verloren. Die Wimpertierchen im Salzburger Tümpel waren bereits bedroht: Dieser war 2010 im Rahmen eines Kunstprojekts mit Erde aufgefüllt worden. Dank des Engagements der Wissenschafter, die die Wasserfläche schon seit 30 Jahren beobachten und analysieren, wurde die Erde aber wieder rechtzeitig entfernt. (dy, derStandard.at, 26.8.2013)