Dieser Tage in der Wiener Innenstadt, Schwerpunkt Luxusgeschäftsbereich: von Kopf bis Fuß in schwarzes Tuch gehüllte Damen, Gesichtsschleier (Niqab) inklusive. Offenbar ein Familienausflug aus einem der konservativ-muslimischen Staaten des Nahen oder Mittleren Ostens.

Im Schweizer Kanton Tessin dürften diese Damen demnächst möglicherweise nicht mehr auf die Straße. Eine Bürgerinitiative hat durchgesetzt, dass am 22. September eine Volksabstimmung über die Vollverschleierung (Niqab oder Burka - bei der sogar die Augen vergittert sind). Der Text: "Niemand darf sein Gesicht auf öffentlichen Straßen und Plätzen verhüllen oder verbergen. Niemand darf eine andere Person aufgrund ihres Geschlechts dazu zwingen, ihr Gesicht zu verhüllen." Die Initiative ist nicht ganz aussichtslos, denn 2009 wurden per Referendum Minarette in der Schweiz verboten.

Hierzulande wäre ja eher ein Volksbegehren verlockend, das rechtspopulistischen Politikern verbietet, sich im Wahlkampf bis auf die (Bade-)Hose auszuziehen.

Aber die Vertreter der Idee von "mehr direkter Demokratie", die verpflichtende Volksbefragungen (oder -abstimmungen) ab einer bestimmten Zahl von Unterschriften fordern, verweisen ja gerne auf das Beispiel der Schweiz. Im Tessin führen sie gerade vor, was das bedeuten kann und womit wir dann hier zu rechnen hätten. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 27.8.2013)