Im Traditionsverlag Brüder Hollinek ist der Fotoband "Wiener Mechaniker-Räder 1930-1980" erschienen - ein großes Zeitdokument für alle Fahrradliebhaber

Schon seit Jahrzehnten sammeln und fahren die Fahrradliebhaber Walter Schmidl, Werner Schuster, Martin Strubreiter und Michael Zappe historische Fahrräder. Nun haben sie im Wiener Traditionsverlag Brüder Hollinek einen neuen Fotoband herausgebracht, der mehr als 100 Fahrradmarken alteingesessener Wiener Rad-Manufakturen (wie sie damals noch nicht genannt wurden) porträtiert. Die allermeisten, oft winzigen Werkstätten gibt es heute nicht mehr, die dort produzierten Räder sind aber noch erstaunlich gut in Schuss und wurden von Fotograf Philipp Horak ins rechte Licht gerückt. So ist der Bildband nicht nur ein großartiges Zeitdokument, sondern auch ein Kunstwerk.

Das "Alpenrad"-Team vor dem Parlament. Die Marke gab es von 1951 bis 1961, die Herstellerfirma Kosty Kosteletzky existiert heute noch.

Foto: Verlag Brüder Hollinek

"Oft erkennt man das wahre Alter feiner Rennräder erst, wenn Autos aus ihrer Zeit danebenstehen", heißt es im Buch. Alpenrad, 1951-1961, Firma: Kosty Kosteletzky

Foto: Verlag Brüder Hollinek

Wunderschöner Rahmenbau aus Schwechat. Gigant, circa 1936-1965, Firma: Franz Schuster

Foto: Verlag Brüder Hollinek

"Wenn Fahrräder sehr lange stehen, dann haben die Reifen nur noch Statistenfunktion. Und dieses Tandem (Originallack, Baujahr Anfang 50er Jahre) muss wirklich lange gewartet haben, es wurde seither lediglich gereinigt." Phönix, 1948-1963, Firma: Panuska/Franke

Foto: Verlag Brüder Hollinek

Die Marke Pick ist heute nur noch durch zwei Fahrräder und diesen Katalog dokumentiert. Pick, circa 1934/1935, Firma: Ignaz Pick Erben

Foto: Verlag Brüder Hollinek

Mit so einem Aluminium-Guss-Kinderrad hätte wohl jeder gern das Radeln gelernt. RZ/Err-Zett, 1930-1961, Firma: Rosenkranz

Foto: Verlag Brüder Hollinek

Die Firma Gartner am Lerchenfelder Gürtel war einer der größten Wiener Hersteller und wurde mit der Marke "Select" vor allem im Rennsport zur Legende. Ihr Erfolg im Sport färbte aber auch auf die Alltagsräder ab, die sich großer Beliebtheit erfreuten.

Foto: Verlag Brüder Hollinek

Nochmals "Select": "Bemerkenswert an diesem rund um 1980 gefertigten Bergrennrad ist das geteilte Sattelrohr, das dem Hinterrad Platz macht und somit einen extrem kurzen Radstand ermöglicht. So wird das Rennrad äußerst wendig."

Foto: Verlag Brüder Hollinek

Die Firma Gartner wurde 1924 gegründet und bis 2002 über drei Generationen als Familienunternehmen geführt. Danach wurde sie von ihren Angestellten übernommen, musste aber 2005 im Schatten der übermächtigen Sporthandels-Konkurrenz schlussendlich schließen. Select, 1947-2002, Firma: Gartner

Foto: Verlag Brüder Hollinek

"Schön erhaltenes Sussex-Damenrad mit einer Sturmey Archer AB-8 Trommelbrems-Dreigangnabe, die dem Rad und der Fahrerin sicher von Anfang an über die Berge half." Sussex, 1948-1969, Firma: Füszl

Foto: Verlag Brüder Hollinek

"Die Suwe-Schaltungen wurden gut beworben, das Modell Cortina hätte die Werbung allerdings nicht gebraucht. Sie war im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen eine wirklich gute Schaltung." Suwe, 1937-1939, Firma: Siegmund Werner

Foto: Verlag Brüder Hollinek

"Eine große Firma wie Capo bot ihren Fahrern auch schon in den 50er Jahren professionelle Betreuung, Reklame inklusive." Capo, seit 1934, Firma: Capo Fahrräder

Foto: Verlag Brüder Hollinek

Ein zum Eisrad umfunktionierter Rennrad-Rahmen (circa 1956). Ziel, 1934-1958, Firma: Fidler/Brazdil

Foto: Verlag Brüder Hollinek

Das einzige in Österreich heute noch bekannte Exemplar des Champion "Trittschwingfrei" (Baujahr 1954).

Foto: Verlag Brüder Hollinek

"Außergewöhnlich daran war die Simplex Juy 51-Schaltung mit dem kleinen Schalthebel für den vorderen Werfer." Champion, 1954-1966, Kosteletzky

Foto: Verlag Brüder Hollinek

Und jetzt? "Die Gegenwart des Wiener Rahmenbaus ist deutlich schlanker als die Vergangenheit, nur die Anmutung eines feinen Mikrokosmos ist geblieben." Mit dem liebevoll aufbereiteten Fotoband wurde dieser großen Vergangenheit nun ein mehr als würdiges Denkmal gesetzt. 

Foto: Verlag Brüder Hollinek

Michael Zappe, Walter Schmidl, Martin Strubreiter, Werner Schuster
Wiener Mechaniker-Räder 1930-1980
Eine Rundfahrt durch mehr als 100 Wiener Fahrradmarken
Verlag Brüder Hollinek

350 Seiten, 59 Euro

(fbay, derStandard.at, 27.8.2013)

Foto: Verlag Brüder Hollinek