In Österreich gibt es (Stand 2010) rund 240.000 Einpersonenunternehmen (EPUs). Rechnet man die Kleinstunternehmen mit bis zu vier Mitarbeitern dazu, so kommt man auf 370.000 Gesellschaften.

Es sind die unterschiedlichsten Berufe und Persönlichkeiten, die unter diesen Begriff fallen - IT-Techniker, Werbe-Kreative, Journalisten, Wellness-Arbeiter oder Pfleger (selbstverständlich in sehr hohem Maße auch weiblich). Sie können gefragte und hochbezahlte Spezialisten sein, die eben nicht in einer Firma fix angestellt sein wollen, oder kämpfende Überlebenskünstler, die die Selbstständigkeit eher unfreiwillig gewählt haben.

Ihre Zahl ist auch deshalb gestiegen, weil den Firmen Vollarbeitskräfte zu teuer geworden sind. Qualifizierte Junge, die keine Anstellung finden, und Ältere, die man hinausgedrängt hat, wählen diese Lösung.

Das Problem ist der österreichische Sozial-, Steuer- und Ständestaat, der für diese neue Schicht der Selbstständigen nicht geschaffen wurde und damit nur schlecht zurande kommt. Dementsprechend ist auch die politische Vertretung dieser doch sehr großen (Wähler-)Gruppe ziemlich schwach. Von Anfang an für die kleinen Selbstständigen eingesetzt haben sich eigentlich nur die Neos. Das mag daran liegen, dass unter ihren Aktivisten und Sympathisanten dieser Typus stark vertreten ist. Gründer und Parteichef Matthias Strolz hat eine kleine Firma für Coaching und Beratung von Organisationen.

Die ÖVP, die traditionell (auch) für die kleinen Unternehmer steht, hat sich zuletzt nicht viel einfallen lassen. Ihr geht es stark darum, existierende, traditionelle Gewerbetreibende durch Vorschriften von Konkurrenz abzuschotten.

Die SPÖ war in der Frage bisher durch die Gewerkschaft dominiert. Der sind "Freie" ein Ärgernis. Zuletzt forderte der ÖGB das Verbot der "24-Stunden-Betreuung auf selbstständiger Basis". Das hätte bedeutet, dass tausende, wenn nicht zehntausende Pflegefälle oder ihre Angehörigen sich die Pflege schlicht nicht mehr leisten hätten können. Sozialminister Rudolf Hundstorfer winkte denn auch ab.

Nun will die SPÖ in ihrem Wahlprogramm "111 Projekte" die Kleinstunternehmen fördern. Finanzstaatssekretär Andreas Schieder verkündet, dass "dieses Thema total unterschätzt" werde, sowohl von der Bedeutung für den Wirtschaftsstandort als auch von den Schwierigkeiten her.

Ähnlich ein Licht aufgegangen ist den Grünen. Für manche (Wiener) Grüne sind Unternehmer oft "neoliberale Ausbeuter", aber in Wahrheit stellen sie einen beträchtlichen Anteil des Wählerreservoirs. Offenbar initiiert von Werner Kogler hat man ein ziemlich detailliertes Programm zusammengestellt, das - wie bei der SPÖ - vor allem aus Forderungen an die SVA (gewerbliche Sozialversicherung) besteht. Aber es gibt genauso wichtige Forderungen in Sachen Steuern und Bürokratieabbau, Erleichterung von Neugründungen, besserer Zugang zu Startkapital.

Immerhin. Ein Bewusstseinsprozess hat eingesetzt. Die Arbeitswelt hat sich drastisch verändert, manche können nicht angestellt werden, manche wollen es auch gar nicht. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 24.8.2013)