Christoph Leitl in der ZIB 2.

 

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Nicht ohne Grund betrachten wir unser schönes Land als Paradies für rechtschaffene Gewerbetreibende. Wir besitzen eine Unzahl von Standortvorteilen: die gute Luft, das kristallklare Wasser, die runden Erdäpfel, die schlanke Bürokratie (um nur ein paar zu nennen). Die jüngste Äußerung des Wirtschaftskammerpräsidenten besaß demnach etwas mutwillig Kränkendes. "Abgesandelt" sei der Wirtschaftsstandort in seinen Augen.

In der ZiB 2 bat Lou Lorenz den in Linz ansässigen VP-Kämmerer um klärende Worte. Ihr zur Seite saß der Sozialdemokrat Andreas Schieder. Man kam aus dem Staunen kaum heraus: Der manierliche Rote wollte sich seine heimische Wirtschaft von dem schwarzen Wutbürger nicht schlechtreden lassen. Christoph Leitl hingegen hatte seinen Ausflug in die Gossensprache längst bedauert. "Abgerutscht" sei die heimische Wirtschaft. Vielleicht "abgestürzt". Frau Lorenz hätte sich jedenfalls nützlich machen können. Sie hätte dem Krawall-Kämmerer bloß Alternativen in den Mund legen müssen. Wie wäre es damit gewesen? Der Wirtschaftsplatz Österreich ist sachte verwahrlost. Über die Spielwiesen heimischer Unternehmer hat sich Mehltau gelegt ...

So schaffte Leitl ohne Probleme den verbalen Turnaround. Ihm – dem die Sorge um Österreich anzusehen war – sei nur das Beste gut genug. Er "vergleiche sich" daher mit Schweden und der Schweiz. Nun ist nicht überliefert, was die beiden Länder zu dieser Analogie anzumerken hätten. Noch wird die eidgenössische Wirtschaftsleistung nicht in "Leitl" gemessen, auch aus Stockholm wird nichts Derartiges vermeldet. Es hilft nichts. Österreich muss sich wieder hochsandeln. (Ronald Pohl, DER STANDARD, 24.8.2013)